Türkei intensiviert Training von Anti-IS-Milizen im Irak – Bagdad protestiert

  07 Dezember 2015    Gelesen: 853
Türkei intensiviert Training von Anti-IS-Milizen im Irak – Bagdad protestiert
Die Türkei wird eine permanente Militärbasis in der Baschika-Region von Mosul unterhalten, wie die verstärkte Involvierung bei der Ausbildung kurdischer Peshmerga-Milizen unterstreiche, berichtete die türkische Tageszeitung Hürriyet. Laut Nahostanalyst Aaron Stein bildet die Türkei jedoch auch pro-türkische sunnitische Araber und Turkmenen aus, um der Dominanz von pro-iranischen Milizen zugunsten der sunnitischen Minderheit militärisch und politisch entgegen zu wirken.
Das Abkommen hinsichtlich der türkischen Militärpräsenz im Irak wurde zwischen der Regierung der Autonomen Kurdenregion (KRG) und dem türkischen Außenminister Feridun Sinirlioğlu bei seinem Besuch in Erbil am 4. November unterzeichnet.

Mindestens 150 türkische Soldaten wurden am 4. Dezember zusammen mit 20 bis 25 Panzern nach Baschika verlegt, berichtete die Nachrichtenagentur Anadolu.

Türkische Militärquellen teilten Anadolu am 5. Dezember mit, dass sie seit langem Anti-IS-Kämpfer entlang der vier Provinzen des Nordiraks ausbilden. Diese Aufgabe übernähmen vor allem Spezialkräfte.

Den Angaben zufolge wurden Peshmerga-Milizen auf den Kampf mit selbstgebauten Sprengsätzen, schweren Maschinengewehren, Mörsern und Artilleriegeschützen vorbereitet.

Mehr als 2500 Peshmerga, einschließlich hochrangiger Offiziere, haben an türkischen Ausbildungsprogrammen teilgenommen. Des Weiteren partizipierten weitere tausende turkmenische und sunnitisch-arabische Milizionäre an dem Training.

Der stellvertretende Peshmerga-Minister, Generalmajor Karaman Kemal Omar, sagte, dass die Ausbildung durch türkische Kräfte weitreichend zum Erfolg der Peshmerga gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ im Sindschar am 12. November beigetragen habe.

Im Sindschar liegt die gleichnamige Stadt, welche 120 Kilometer westlich der IS-Hochburg Mosul liegt. Dort bilden die nicht-muslimischen Jesiden die Bevölkerungsmehrheit. Die Stadt wurde im August 2014 vom IS eingenommen und im November von kurdischen Milizen schließlich zurückerobert.

Seit mehr als zwei Jahren unterhält die Türkei mittlerweile Soldaten in der Gegend von Baschika, die 32 Kilometer nördlich von Mosul liegt. Dort trainieren türkische Einheiten Peshmerga und andere Anti-IS-Einheiten. Dem Nahost-Analysten Aaron Stein zufolge legt Ankara einen besonderen Fokus auf Kämpfer der sogenannten El-Haschd el-Watani-Miliz, die vom ehemaligen Gouverneur Mosuls, Asil el-Nudschaifi, kontrolliert wird. Asil und sein Bruder Osama, Vizepräsident des Irak, sind Sunniten und pflegen enge Beziehungen zur Türkei. Beide streben mit türkischer Hilfe eine Föderalisierung des Irak an, um die Abhängigkeit der sunnitischen Minderheit von der pro-iranischen Schiiten-Regierung in Bagdad zu reduzieren. Für die Türkei stehen bei der Rückeroberung von Mosul, die der US-geführten Anti-IS-Koalition nach in absehbarer Zeit anlaufen dürfte, unter anderem geopolitische Erwägungen im Fokus.

Ankara stockte das türkische Militärkontingent in Baschika von 90 auf 150 Soldaten auf. Mit neuen Soldaten dürfte auch die Intensität des Ausbildungsprogramms im Nordirak ausgeweitet werden.

Unterdessen reagierte das Medienbüro des irakischen Premierministers, Haider al-Abadi, mit Kritik auf die Entscheidung Ankaras. Die Anfrage für die Truppenverlegung wurde von Bagdad trotz türkischer Vorlage nicht beantwortet.

In einem Statement, welches vom irakischen Staatsfernsehen verlautbart wurde, nannte das irakische Außenministerium die türkischen Aktivitäten einen „Einfall“ und lehnt alle militärischen Operationen ohne Koordination mit Bagdad ab, berichtete Reuters.

Stein erklärte, dass die Türkei von der irakischen Zentralregierung keinerlei militärische Folgen zu befürchten habe. Premier el-Abadi sei politisch und militärisch geschwächt. Er besitze kaum öffentliche Rückendeckung. Allein der ehemalige Premierminister Nuri el-Maliki, welcher als schiitischer Hardliner gilt und gut mit radikalen pro-iranischen Milizen vernetzt ist, dürfte sich angesichts der offensichtlich pro-kurdisch und pro-sunnitisch-arabischen Agenda der Türkei in seinem Kurs bestätigt fühlen.

Der türkische Premierminister Ahmet Davutoglu besucht türkisches Ausbildungscamp für kurdische Peschmerga:


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