Das nächste Kapitel um US-Fake-News

  28 November 2017    Gelesen: 597
Das nächste Kapitel um US-Fake-News
Der US-Senatorenkandidat Roy Moore habe sie im Kindesalter missbraucht, erzählt eine Frau der renommierten "Washington Post". Dann stellt sich heraus: Die Geschichte ist wahrscheinlich erfunden.
Mit einer fingierten Geschichte über den republikanischen US-Senatskandidaten Roy Moore haben rechtsgerichtete Aktivisten offenbar versucht, die "Washington Post" in eine Falle zu locken. Eine Frau namens Jaime T. Philipps sei mit einer dramatischen Geschichte an das Blatt herangetreten, schreibt die Zeitung. In einer Serie von Interviews habe sie erzählt, wie sie im Jahr 1992 eine sexuelle Beziehung zu Moore gehabt habe, die schließlich zu einer Abtreibung führte, als sie 15 Jahre alt gewesen sei. In den Gesprächen verstrickte sich die Frau allerdings auch in Widersprüche, weswegen die Zeitung die Geschichte vorerst nicht veröffentlichte.

Am Montag dann beobachteten Reporter der "Washington Post", wie Philipps die Büroräume des Project Veritas in New York betreten habe. Das selbsterklärte Ziel der Initiative ist es, Verzerrungen und Tendenzen in den "Mainstreammedien" aufzudecken. Project Veritas hat in der Vergangenheit mehrfach Journalisten diskreditiert und politisch linke Gruppierungen attackiert. Dazu hat die Organisation mit "Stings" ("Stichen") falsche Geschichten weitergegeben, die letztlich dazu führten, dass Journalisten und politische Gegner bloßgestellt wurden.

Der Gründer von Project Veritas, James O'Keefe, der 2010 verurteilt wurde, weil er sich unter falschem Namen Zugang zu einer US-Bundesbehörde verschaffte, um auch dort einen solchen "Sting" zu setzen, war nach Darstellung der "Washington Post" nicht bereit, Fragen zu einer möglichen Verbindung zu Philipps zu beantworten. "Ich gebe jetzt kein Interview, ich werde kein Wort sagen", entgegnete er einem Reporter. Im späteren Verlauf des Tages wurde Philipps Auto mehrere Stunden auf dem Parkplatz von Project Veritas gesehen.

Glaubenskrieg in US-Medien

Nach Darstellung der "Washington Post" sollte mit der Informantin erreicht werden, dass die Zeitung eine Geschichte abdruckt, die später von den Aktivisten als "fake" hätte entlarvt werden können. Senatorenkandidat Roy Moore war vor einigen Wochen unter Druck geraten, nachdem die "Post" in einem Artikel sexuelle Übergriffe von ihm ans Licht brachte und mehrere Frauen zitierte, die von seiner Vorliebe für Minderjährige berichteten. Die Enthüllungen riefen möglicherweise Project Veritas auf den Plan. Das Ziel könne nun gewesen sein, mit der Diskreditierung durch den Abdruck einer nachweislich erfundenen Geschichte den Wahrheitsgehalt der gesamten Moore-Enthüllungen infrage zu stellen.

Der Vorgang zeigt einmal erneut, wie erbittert in den USA ein Kampf konservativer Kreise gegen etablierte Medien geführt wird. Dass unter Trump ein regelrechter Glaubenskrieg zwischen alteingesessenen Medien wie der "New York Times", der "Washington Post" oder CNN auf der einen und "alternativen Medien" wie "Breitbart", "Infowars" oder zum Teil auch "Fox News" auf der anderen Seite entstanden ist, dürfte bekannt sein. Dass mit erlogenen Geschichten und falschen Informanten versucht wird, die journalistische Konkurrenz zu diskreditieren, ist jedoch eine neue Dimension. Die "Washington Post" hat genau richtig auf den Angriff reagiert. Mit sorgfältiger Recherche hat sie den Urheber der "Fake News" ausfindig gemacht: das Project Veritas.

Quelle: n-tv.de

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