Bei Katastrophen drohen Engpässe

  01 Dezember 2017    Gelesen: 590
Bei Katastrophen drohen Engpässe
Sturzfluten oder Erdbeben: Deutschland ist für Katastrophen nicht gut genug gerüstet. Davor warnt der Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz - und fordert Ausgaben in Millionenhöhe.
Im Fall einer Katastrophe in Deutschland drohen Engpässe bei der Versorgung der Bevölkerung. Davon geht das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe in Bonn aus. Dessen Präsident Christoph Unger sagte: "Die Nato empfiehlt Betreuungsplätze für zwei Prozent der Bevölkerung. Das wären bei uns 1,6 Millionen. So weit sind wir noch nicht."

Unger definierte einen Betreuungsplatz "als einen festen oder mobilen Ort der Unterbringung, Versorgung und Betreuung von hilfebedürftigen Menschen in Krisen- und Katastrophenlagen". Der Bevölkerungsschutz brauche genauso wie die Bundeswehr mehr Geld. "Wir reden von Millionen", sagte Unger am Rande einer Tagung seiner Behörde im rheinland-pfälzischen Bad Breisig.

Die Risiken hätten zugenommen. Unger nannte als Beispiele die Anschläge in den USA vom 11. September 2001, die Zunahme extremer Wetterereignisse wie Sturzfluten, die Ukraine-Krise sowie die Cyber-Angriffe auf Bundestag und Krankenhäuser.

Seine Behörde befasse sich auch mit theoretisch denkbaren Ereignissen wie einem Erdbeben im Oberrheingraben, in der Kölner Bucht und im Vogtland. "Wir bereiten uns nicht speziell auf solche Ereignisse vor", erklärte Unger. "Wir gehen vielmehr von einem All-Gefahren-Ansatz aus." Bei rascher Hilfe für Opfer von Katastrophen sei die Ursache dafür zunächst zweitrangig.

Zugleich müssten die Alarm-Möglichkeiten verbessert werden. Die von dem Bundesamt entwickelte Warn-App Nina ("Notfall-Informations- und Nachrichten-App") habe bereits 2,3 Millionen Nutzer. Es gibt noch andere Warn-Apps wie Katwarn und Biwapp. "Wir können uns aber nicht auf ein Warnsystem verlassen, wir brauchen mehrere", sagte Unger. Neben elektronischen Medien seien auch Sirenen auf Dächern wieder aktuell. "Wir hatten früher 86 000 in Westdeutschland. Jetzt sind es bundesweit noch 30 000 bis 40 000."

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