AfD drängt Gauland an die Parteispitze

  03 Dezember 2017    Gelesen: 871
AfD drängt Gauland an die Parteispitze
Beim AfD-Parteitag in Hannover gilt die Wahl von Jörg Meuthen und Georg Pazderski an die Parteispitze als ausgemacht. Dann scheitert Berlins Landeschef Pazderski in zwei Wahlgängen. Nun übernimmt Fraktionschef Alexander Gauland den Co-Vorsitz neben Meuthen.
Der bisherige Parteichef Jörg Meuthen und Bundestagsfraktionschef Alexander Gauland bilden die neue Doppelspitze der AfD. Beim Parteitag in Hannover bestätigten die Delegierten zunächst Meuthen mit 72 Prozent der Stimmen an der Spitze. Anschließend scheiterte der Berliner Landeschef Georg Pazderski in einem turbulenten Macht- und Richtungskampf bei der Wahl zum zweiten Vorsitzenden. Daraufhin trat Gauland für den Co-Vorsitz an. Er erhielt 68 Prozent der Stimmen.

In seiner Bewerbungsrede sagte Gauland mit Verweis auf sein Alter von 76 Jahren, er habe sich das anders vorgestellt. "Aber nun hat das Schicksal anders gespielt", erklärte der Fraktionschef. Daher habe er sich "von vielen Freunden in die Pflicht nehmen" lassen.

Höcke-Lager siegt

Gegen den als gemäßigt geltenden Pazderski war in Hannover überraschend die schleswig-holsteinische Landesvorsitzende Doris von Sayn-Wittgenstein angetreten. In zwei Wahlgängen verfehlten beide allerdings die nötige Mehrheit von 50 Prozent. Der Parteitag wurde daraufhin für weitere Beratungen unterbrochen. Als Gauland seine Kandidatur ankündigte, zogen Sayn-Wittgenstein und Pazderski zurück.

Vor dem Parteitag hatte Gauland noch angekündigt, nicht für den Parteivorsitz kandidieren zu wollen. "Wenn nicht Unvorhergesehenes passiert", werde er nicht kandidieren, sagte der 76-Jährige n-tv.

Zuvor hatte Meuthen ohne Gegenkandidaten 72 Prozent der Stimmen erhalten. Der 56-Jährige ist bereits seit 2015 Co-Vorsitzender der AfD: Bis zum ihrem Parteiaustritt nach der Bundestagswahl führte er die AfD gemeinsam mit Frauke Petry, seitdem allein. Meuthen hat trotz seines wirtschaftsliberalen Hintergrundes viele Unterstützer im dem rechtsnationalen Flügel um den Thüringer Landeschef Björn Höcke.

Polizei setzt Wasserwerfer ein

Gegen den Parteitag formierte sich in Hannover massiver Widerstand. Rund 6500 AfD-Gegner zogen nach Polizeiangaben am Nachmittag vom Tagungsort, dem Kongresszentrum, in Richtung Stadtzentrum. Ihre Kundgebung stand unter dem Motto "Unser Hannover - bunt und solidarisch! - Protest gegen Rechtsextremismus und Rechtspopulismus". Zuvor waren bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei mehrere Polizisten und mindestens ein Demonstrant verletzt worden. Auch der AfD-Bundestagsabgeordnete Kay Gottschalk sagte, er sei von Demonstranten an der Hand verletzt worden.

Um Blockaden aufzulösen, setzte die Polizei einen Wasserwerfer ein. Zehn Demonstranten wurden nach Polizeiangaben bis zum Mittag in Gewahrsam genommen. Da einige Delegierte wegen der Proteste Probleme hatten, zum Veranstaltungsort zu gelangen, begann der Parteitag verspätet.

Zum Auftakt des Parteitags rief Meuthen die Delegierten zu einer "patriotischen Politik für Deutschland" auf. "Wir sind die einzigen in diesem Land, die das tun", sagte er und warf Bundeskanzlerin Angela Merkel "politisches Zentralversagen" vor. Nach dem Einzug der AfD in den Bundestag als drittstärkste Kraft gehe es der Partei "nicht um die Futtertöpfe, sondern um unser Land". Die Neuwahl des Vorstandes solle "ohne Kampfgeschrei" ablaufen, mahnte Meuthen die Delegierten. Seit 2015 sei die AfD erwachsener und klüger geworden. Damals wurde der damalige Parteichef Bernd Lucke gestürzt - er verließ die AfD wenig später.

Quelle: n-tv.de

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