Regionalzug befuhr falschen Abschnitt

  07 Dezember 2017    Gelesen: 812
Regionalzug befuhr falschen Abschnitt
Nach der Kollision zweier Züge im nordrhein-westfälischen Meerbusch suchen die Ermittler nach der Ursache des Unfalls mit 50 Verletzten. Sicher ist, dass der Personenzug die Strecke nicht hätte befahren dürfen - warum er es dennoch tat, ist weiter ein Rätsel.
Der nahe Neuss auf einen Güterzug aufgefahrene Personenzug hätte den Gleisabschnitt nach Angaben eines Sprechers der Bundesstelle für Eisenbahn-Unfalluntersuchungen gar nicht befahren dürfen. Bei dem Unfall am Dienstag wurden laut Bundespolizei neun Menschen schwer und 41 leicht verletzt. Warum der Zug die Strecke bei Meerbusch dennoch befuhr, müsse nun geklärt werden, erklärte die Ermittlungsstelle. Dies sei keine Schuldzuweisung an den Lokführer, betonte Sprecher Gerd Münnich: So müsse etwa noch ermittelt werden, ob etwa die Signale falsch geschaltet gewesen seien oder vom Lokführer übersehen wurden.

Die Fahrtenschreiber beider Züge wurden mittlerweile sichergestellt und ausgelesen. Auch in den Stellwerken seien Daten gesichert und der Bahnfunkverkehr aufgezeichnet worden. So ergebe sich das Bild, dass der Güterzug ordnungsgemäß gehalten und auf das Signal zur Einfahrt in den Bahnhof Meerbusch-Osterath gewartet habe. Damit sei die Strecke zwischen Krefeld und Köln für den nachfolgenden Verkehr gesperrt gewesen. "Der Personenzug hätte in den Abschnitt nicht reinfahren dürfen", so Münnich. Die Bundesstelle stufte die Kollision als schweren Unfall ein, der die Schadenshöhe von zwei Millionen Euro überschreiten dürfte.

Unterdessen hat die Deutsche Bahn damit begonnen, die beiden verunglückten Züge vom Gleis zu bergen. "Dabei ist ein schwerer Notfallkran im Einsatz", teilte die Bahn mit. Erst wenn die Arbeiten abgeschlossen seien, lasse sich beurteilen, welche Schäden auch an der Infrastruktur entstanden seien. Probleme bereitete unter anderem die zerstörte und in Teilen herabhängende Oberleitung. Der Zugbetreiber National Express und die Deutsche Bahn rechnen mit längeren Bergungsarbeiten.

Lokführer verhinderte Schlimmeres

Der Regional-Express der Linie 7 von Köln nach Krefeld war mit dem Güterzug von DB Cargo, der von Dillingen nach Rotterdam unterwegs war, am Dienstagabend auf offener Strecke kollidiert. Die Bahngesellschaft National Express, die den Personenverkehr auf der Strecke betreibt, rechnet nach eigenen Angaben fest mit einer Aufklärung der Unfallursache. "Es ist bei solchen Unglücken eigentlich immer im Nachhinein herausgekommen, wo das Problem lag", sagte ein Unternehmenssprecher.

Im verunglückten Regionalzug waren nach Angaben des Rettungsdienstes mehr Menschen als bisher angenommen. Es seien 173 Menschen in der Bahn angetroffen worden, sagte Marc Zellerhoff, der ärztliche Leiter Rettungsdienst im Rhein-Kreis. Zunächst war von rund 150 Insassen die Rede gewesen. Die Feuerwehr war nach eigenen Angaben mit mehr als 200 Einsatzkräften an der Unfallstelle. Der Lokführer des Regionalzugs verhinderte mit einer Vollbremsung Schlimmeres, so erste Erkenntnisse. Bei dem Aufprall wurde er in seiner Fahrerkabine selbst verletzt. Er konnte gerettet werden, stand aber unter Schock.

Schienenersatzverkehr eingerichtet

Bis nach Mitternacht waren die Rettungskräfte mit der Evakuierung des Personenzugs beschäftigt. Eine abgerissene Oberleitung, die den Zug unter Strom setzte, erschwerte die Rettungsaktion zunächst. Die Reisenden mussten lange in dem Zug ausharren. Bei dem Unglück verkeilte sich der vordere Wagen des Personenzugs mit dem letzten Waggon des Güterzugs. Wann die Strecke wieder freigeben werden könnte, war zunächst unklar.

Der private Zugbetreiber National Express Rail richtete einen Schienenersatzverkehr ein. Das Unternehmen strich all seine Fahrten auf der Strecke. Im Stundentakt werden Busse zwischen Neuss und Krefeld eingesetzt. Die Deutsche Bahn rechnet trotz der Streckensperrung aber nicht mit Auswirkungen auf ihren Regionalverkehr.

Quelle: n-tv.de

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