Überschattet wurde die Vorstellung in São Bernardo do Campo von einem Boykott der damaligen Opfer um den Arbeiter Lucio Bellentani, der dem Konzern trotzdem ein unzureichendes Zugehen auf die Diktaturopfer vorwirft. Da sie eine Einladung ablehnten, sagte auch Personalvorstand Karl-Heinz Blessing seine Teilnahme ab. Er wollte bei der Vorstellung mit den Opfern sprechen, wie ein VW-Sprecher mitteilte.
Volkswagen do Brasil ist seit 1953 im fünftgrößten Land der Welt aktiv und beschäftigt dort rund 20.000 Menschen. Auf dem Gelände des Werks in São Bernardo do Campo wurde eine Gedenktafel für die Opfer des Regimes enthüllt, Menschenrechtsorganisationen sollen zudem zur Stärkung der Demokratie unterstützt werden.
"Günstiges Marktumfeld" dank Diktatur
Nach der Aussage von Lucio Bellentani ließ der VW-Werkschutz nicht nur seine Verhaftung, sondern auch seine Misshandlung durch die Politische Polizei auf dem Werksgelände geschehen. "Dies geschah zu einem Zeitpunkt, als der Einsatz von Folter durch die Politische Polizei bereits in der brasilianischen und in der deutschen Öffentlichkeit bekannt war", schreibt Kopper. Er zog Unternehmensarchive von Volkswagen in Wolfsburg und der Tochter Volkswagen do Brasil heran, zudem wurden brasilianische Archive konsultiert und Befragungen von Zeitzeugen durchgeführt. "Die Korrespondenz mit dem Vorstand in Wolfsburg zeigt bis 1979 eine uneingeschränkte Billigung der Militärregierung". 1969 habe die Zusammenarbeit des Werkschutzes mit der Geheimpolizei begonnen.
VW wollte sich mit der Zusammenarbeit ein günstiges Marktumfeld sichern. "Die staatliche Kontrolle der Lohnentwicklung und der Gewerkschaften hielten die Löhne auf einem niedrigeren Niveau als in einer pluralistischen Demokratie", so Kopper. Das Management von VW do Brasil habe den Militärputsch von 1964 und die Etablierung einer zunehmend repressiveren Militärdiktatur eindeutig positiv beurteilt, da es eine unternehmensfreundliche Politik erwartete.
VW prüft auch Opferentschädigungen. Ein Sprecher betonte, man arbeite mit den Behörden in Brasilien zusammen, bisher sei aber keine Anklage erhoben worden. "Es bleibt abzuwarten, wie die Staatsanwaltschaft die Studie bewertet", so der VW-Sprecher. Man stelle sich der Verantwortung.
Quelle: n-tv.de
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