Jüdische Organisationen nehmen Muslime vor Trump in Schutz

  09 Dezember 2015    Gelesen: 682
Jüdische Organisationen nehmen Muslime vor Trump in Schutz
Mehrere jüdische Organisationen in den USA zeigen sich empört über die Forderung von Donald Trump, keine Muslime mehr ins Land zu lassen. Die Geschichte zeige, wozu die Stigmatisierung einer religiösen Gruppe führen könne.
Die Anti-Defamation-League (ADL), eine Organisation in den USA, die sich gegen die Diskriminierung von Juden einsetzt, hat sich empört über die Äußerungen des amerikanischen Präsidentschaftsbewerbers Donald Trump gezeigt. „Ein Plan, der Muslime aussondert und ihnen auf Grundlage ihrer Religion die Einreise in die USA verwehrt, ist zutiefst verletzend und läuft den grundlegendsten Werten unserer Nation zuwider“, schrieb die ADL gestern Abend in einer Pressemitteilung.

Wie die israelische Zeitung Haaretz berichtet, geht Jonathan Greenblatt, Vorsitzender der ADL, noch weiter und fühlt sich von den Äußerungen Trumps an dunkle Momente der jüdischen Geschichte erinnert: „In der jüdischen Gemeinschaft wissen wir alle nur allzu gut, was passieren kann, wenn man eine bestimmte religiöse Gruppe aussondert, um sie zu stigmatisieren und zum Sündenbock zu machen.“

Trump verlangte am Montag ein Einreiseverbot für Muslime in die USA. Unter Verweis auf eine zweifelhafte und unwissenschaftliche Umfrage berief er sich darauf, dass „in breiten Teilen der muslimischen Bevölkerung“ ein „großer Hass auf Amerikaner“ vorherrsche. Deshalb verlange er die „vollständige und komplette Schließung“ der Grenzen für Muslime, denn - so Trump - „unser Land kann nicht das Opfer entsetzlicher Angriffe von Leuten sein, die nur an den Dschihad glauben und keinen Sinn für Vernunft oder Respekt vor dem menschlichen Leben haben.“ Muslimen solle es so lange nicht erlaubt sein, in die USA einzureisen, bis „die Vertreter unseres Landes herausfinden, was da vor sich geht.“

Ironie des Schicksals: Trump-Äußerung fällt mit Chanukkah zusammen

Der Direktor des Amerikanischen Jüdischen Komitees, David Harris, wies auf die Ironie hin, dass Trump das Statement zur Zeit des jüdischen Fests Chanukka veröffentlichte: „Als Juden, die gerade Chanukkah begehen – einen Feiertag, an dem das Recht einer kleinen religiösen Gruppe, unbehelligt zu leben, gefeiert wird – sind wir zutiefst verstört von dem nativistischen Rassismus, der den Äußerungen dieses Kandidaten innewohnt.“ Er sah dieselben Parallelen wie Greenblatt: „Man muss nicht bis zur Chanukkah-Geschichte zurückblicken, um die entsetzlichen Folgen religiöser Verfolgung zu sehen. Die Stigmatisierung religiöser Gruppen auf diese Weise wurde so oft versucht, mit unvermeidlich verhängnisvollen Folgen.“

Die ADL ist eine Menschenrechtsorganisation, die sich dem Kampf gegen Antisemitismus verschrieben hat, sich aber auch gegen andere Formen der Diskriminierung ethnischer oder religiöser Minderheiten engagiert. Sie ist Mitglied des American Israel Public Affair Committee, kurz AIPAC, der größten proisraelischen Lobbyorganisation in den USA. Auch andere jüdische Organisationen in den USA wie J Street, der National Jewish Democratic Council oder Bend the Arc haben Trumps Äußerungen verurteilt.

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