Kurz nach der Bundestagswahl war die Unterstützung für Merkel noch deutlich größer. In einer YouGov-Umfrage Anfang Oktober hatten sich 36 Prozent für einen vorzeitigen Abgang Merkels ausgesprochen. 44 Prozent der Befragten waren dafür, dass sie ihren Posten bis 2021 behält.
Der Rückhalt der Kanzlerin im eigenen Lager ist allerdings einigermaßen stabil: Von den Unionswählern sind nur 17 Prozent dafür, dass sie früher geht. 75 Prozent wünschen sich dagegen eine vierjährige Amtszeit. Bei den Wählern des möglichen Koalitionspartners SPD sieht das ganz anders aus: 64 Prozent wünschen sich einen vorzeitigen Abgang der Kanzlerin. Bei den Grünen sind es 40 Prozent, im FDP-Lager 55 Prozent, bei der Linken 67 und bei der AfD 82 Prozent.
Stegner warnt vor "Muskelprotzerei"
Am 7. Januar beginnen die Sondierungsgespräche zwischen Union und SPD über eine Regierungsbildung. Mögliche Ergebnisse sind eine Große Koalition oder eine Minderheitsregierung unter Merkel. Bei einem Scheitern der Gespräche könnte es aber auch zu Neuwahlen kommen oder zu einer Wiederaufnahme der Jamaika-Gespräche. Letztere Option gilt den Befragten aber als extrem unwahrscheinlich. Von den 2036 von YouGov befragten Bürgern glauben nur drei Prozent daran, dass es dazu kommen wird. 41 Prozent rechnen dagegen mit einer großen Koalition, 13 Prozent mit einer Minderheitsregierung und 24 Prozent mit einer Neuwahl. Die Wähler von Union und SPD gehen sogar mehrheitlich davon aus, dass die anstehenden Gespräche über eine Regierungsbildung in eine Große Koalition münden. Bei CDU und CSU sind es 56 Prozent, bei der SPD immerhin noch 52 Prozent.
Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Ralf Stegner warnte die Union vor "Muskelprotzerei". "Wenn CDU-Politiker wie Frau Klöckner nun die SPD öffentlich ermahnen und unter Druck setzen wollen, schadet das den Sondierungen bereits, bevor sie beginnen", sagte Stegner der Zeitung "Welt". Es brauche vielmehr Ernsthaftigkeit und reflektierte Gespräche. Die stellvertretende CDU-Vorsitzende Julia Klöckner hatte zuvor gesagt: "Unser Wahlergebnis liegt mehr als zwölf Prozentpunkte über dem der SPD. Das muss sich niederschlagen, wenn es zu einer Koalition kommt."
Der frühere SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel meinte in der "Bild"-Zeitung: "Nun müssen CDU und CSU mal sagen, was sie eigentlich für Deutschland tun wollen. Die müssen mal aus ihrer Deckung kommen. Die SPD ist da sehr klar." Die SPD hatte sich nach dem Scheitern der Jamaika-Gespräche dazu durchgerungen, doch noch in Sondierungen mit CDU und CSU einzusteigen.
n-tv.de
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