Aus Merkels Sicht ist die Sache klar: Bis Ende der Woche die Sondierungen durchziehen, dann möglichst bald offizielle Koalitionsverhandlungen beginnen, und noch vor Ostern soll endlich eine neue Regierung stehen.
Doch diesmal wird es nicht reichen, dass die Kanzlerin die Blazerfarbe wechselt, während die Große Koalition vier weitere Jahre vor sich hinwerkelt. Vor allem die SPD beschwört in diesen Tagen bei jeder Gelegenheit eine "neue Zeit", die eine "neue Politik" und einen "neuen Stil" erfordere.
Das soll nach Aufbruch klingen, nach frischen Ideen, nach Politikwechsel. Die Frage ist nur: Steckt etwas hinter den schönen Worten?
Für die Sozialdemokraten ist es wichtig zu betonen, dass mit einer Neuauflage einer GroKo auch wirklich etwas Neues verbunden ist. Die SPD wollte nach dem historischen Wahldebakel eigentlich nicht regieren. Nun muss SPD-Chef Martin Schulz, der zunächst selbst den strikten Oppositionskurs vorgegeben hatte, der Basis erklären, warum alles anders werden soll.
Und Merkel muss mitspielen - weil es um ihren Machterhalt geht. Auch sie muss dafür sorgen, dass die Große Koalition für eine neue Politik steht. Kein leichtes Unterfangen nach zwölf Jahren im Amt. Aber es geht nicht nur darum, widerwillige Sozialdemokraten zu überzeugen, Merkel muss auch die Zweifler in den Unionsreihen überzeugen.
Auch bei CDU und CSU gibt es viele, die wenig erpicht sind auf eine weitere GroKo. Sie empfinden die Aussicht darauf als lähmend. Die CSU hat zuletzt bei der Klausur ihrer Bundestagsabgeordneten betont, dass es ein Weiter-So in einer neuen GroKo nicht geben dürfe, auch aus der CDU kamen entsprechende Wortmeldungen.
spiegel.de
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