Saudischer Minister macht Pilger für Unglück in Mekka verantwortlich

  26 September 2015    Gelesen: 789
Saudischer Minister macht Pilger für Unglück in Mekka verantwortlich
Der saudische Gesundheitsminister Khaled al-Falih hat Pilger für die Massenpanik mit mehr als 700 Toten bei der islamischen Wallfahrt in Mekka verantwortlich gemacht. Einige von ihnen hätten sich nicht an die vorgegebene Aufteilung der Pilgergruppen gehalten und die Anweisungen missachtet, erklärte Al-Falih. In Großbritannien werden unterdessen Rufe nach einem Sicherheitstraining für Pilger laut.



Um den Massenstrom der Menschen in Mekka zu steuern, gibt es für Pilgergruppen eigentlich einen festen Zeitplan für die fünftägige Wallfahrt. Ein Untersuchungsausschuss soll die genaue Ursache des Unglücks ermitteln. Bislang sei noch unklar, wie es zu dem Unglück kommen konnte, sagte ein Sprecher des saudischen Innenministeriums.

Führende britische Muslime haben unterdessen ein verpflichtendes Sicherheitstraining für Pilger gefordert, so die dpa. Es solle Teil des Antrags auf ein Visum vor Beginn der Pilgerreise werden, sagte im BBC-Radio Habib Malik, der Chef einer schottischen Stiftung, die bei der Organisation der Reisen nach Mekka in Saudi-Arabien hilft. Auch der britische Rat der Muslime, eine Dachorganisation für rund 500 Gemeinden, Schulen und andere Einrichtungen, unterstützt den Vorstoß. Bislang gibt es keine Bestätigung dafür, dass unter den Toten vom Donnerstag Briten waren.

Nach der Massenpanik während der islamischen Mekka-Wallfahrt mit Hunderten Toten und Verletzten hat der saudische König Salman eine rasche Aufklärung der Tragödie angekündigt. Das Staatsoberhaupt sprach in einer TV-Ansprache von einem «traurigen Unfall». Er kündigte eine Überprüfung der bestehenden Sicherheitsvorkehrungen an, im Bemühen, diese weiter zu verbessern.

Bei der Massenpanik in dem Ort Mina bei Mekka waren am Donnerstag mindestens 717 Pilger gestorben, mehr als 860 weitere wurden verletzt. Es war die schlimmste Katastrophe bei der Wallfahrt seit einem Vierteljahrhundert und weltweit das schwerste Unglück bei einer Massenveranstaltung in den vergangenen zehn Jahren. Warum die Katastrophe trotz Milliarden-Investitionen der Behörden in ein Sicherheitskonzept geschehen konnte, war zunächst unklar.

Papst Franziskus gedachte der Opfer in einem Gebet. «Ich möchte mein Mitgefühl für meine muslimischen Brüder und Schwestern ausdrücken», sagte er nach seiner Ankunft in der New Yorker St. Patricks Cathedral. «In solchen Momenten suche ich Halt im Gebet. Ich verbinde mich mit Euch allen. Ein Gebet zum allmächtigen Gott, dem gnadenvollen.» Auch zahlreiche Staatschefs sprachen ihr Beileid aus.

Die Opfer kommen aus mehreren Ländern. Nach Angaben saudischer Medien machten sich in diesem Jahr mehr als zwei Millionen Menschen auf die Pilgerfahrt nach Mekka, darunter fast 1,4 Millionen aus dem Ausland. Mekka ist die heiligste Stadt des Islam, dort wurde der Prophet Mohammed geboren. In Mina ziehen die Gläubigen am dritten Tag der Wallfahrt zu einer fünfstöckigen Fußgängerbrücke, wo sie Steine auf Säulen werfen, die den Teufel symbolisieren.

Die saudische Zivilverteidigung erklärte, am Donnerstagmorgen sei es an einer Kreuzung in Mina zu einem Stau gekommen. Dann sei die Massenpanik ausgebrochen. Bilder zeigten, wie die Opfer im weißen Pilgergewand auf Liegen versorgt und weggetragen wurden. Auf einem Amateurvideo waren Leichen zu sehen, die auf der Erde lagen.

Der saudische Gesundheitsminister Khaled al-Falih machte die Pilger für die Massenpanik verantwortlich. Einige von ihnen hätten sich nicht an die vorgegebene Gruppenaufteilung gehalten und Anweisungen missachtet. Der Iran hingegen gab den Behörden eine Mitschuld. «Die Saudis haben ohne Grund einen Teil der Route der Pilger blockiert, was zu dem Andrang und letztendlich auch der Tragödie führte», sagte der Leiter des Auswärtigen Ausschusses im Teheraner Parlament, Alaeddin Borudscherdi. Der schiitische Iran und das sunnitische Saudi-Arabien sind Erzrivalen.

Nach einem schweren Unglück im Jahr 2006 hatte es an der Stätte mehrere Umbauten gegeben, die für einen reibungslosen Strom der Pilger sorgen und einen Massenandrang verhindern sollten. Damals waren bei einer Massenpanik mehr als 350 Gläubige zu Tode getrampelt worden. Deswegen werden die Pilger nun eigentlich so geleitet, dass sich ihre Wege nicht mehr kreuzen.

Viele Politiker zeigten sich bestürzt. Aus Deutschland kondolierten Bundespräsident Joachim Gauck, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD). Auch der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan und Kremlchef Wladimir Putin sprachen den Angehörigen der Opfer ihr Beileid aus.

Der Hadsch gehört zu den fünf Säulen des Islam. Jeder gläubige Muslim, der gesund ist und es sich leisten kann, soll einmal in seinem Leben nach Mekka pilgern.

Immer wieder kommt es während der Wallfahrt zu Unglücken. Wenige Tage vor Beginn des diesjährigen Hadsch starben mehr als 100 Menschen, als ein Kran bei einem Unwetter auf die Große Moschee stürzte. Beim bislang schwersten Unglück in Mekka waren im Jahr 1990 bei einem Gedränge mehr als 1400 Menschen ums Leben gekommen.

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