Papst prangert Mapuche-Unterdrückung an

  18 Januar 2018    Gelesen: 1097
Papst prangert Mapuche-Unterdrückung an
Die Ureinwohner Chiles bilden heute eine Minderheit in dem südamerikanischen Land: Rund 1,3 Millionen Mapuche leben im Süden - und werden auch Jahrhunderte nach der Konquista ausgegrenzt. Dagegen protestieren die Mapuche teils gewaltsam.
Papst Franziskus hat in Chile die Ausgrenzung der indigenen Mapuche kritisiert. "Wir müssen die Denkweise ablegen, dass es höhere und niedere Kulturen gibt", sagte der Papst am Mittwoch bei einer Messe in Temuco, 600 Kilometer südlich von Santiago de Chile. "Die Einheit (der Gesellschaft) entsteht nicht und wird nicht daraus entstehen, die Unterschiede zu neutralisieren oder verstummen zu lassen, sie ist nicht ein Trugbild erzwungener Integration oder angleichender Ausgrenzung", sagte Franziskus.

Einheit sei nicht mit einer erstickenden Einförmigkeit zu verwechseln, die für gewöhnlich aus der Vorherrschaft und der Macht des Stärkeren hervorgehe. An der Messe nahmen 23 Vertreter von Mapuche-Gemeinden in Chile und Argentinien teil. Auf dem ehemaligen Flugplatz von Maquehue kamen rund 200.000 Menschen zusammen, weit weniger als die halbe Million, die von den Organisatoren erwartet worden war.

Brandanschläge vor Papst-Besuch

In Chile leben rund 1,3 Millionen Mapuche, das entspricht neun Prozent der Bevölkerung. Sie fordern seit Jahrzehnten die Rückgabe von Ländereien im Süden des Landes. Ihre Vorfahren hatten den härtesten Widerstand gegen die spanischen Konquistadoren geleistet. Bis zum 19. Jahrhundert hatten sie ein unabhängiges Gebiet. Landenteignungen und massive Eingriffe in die Natur wie Staudamm-Projekte führten zu sozialen Problemen, die Lage vieler Mapuche ist prekär. Vor dem Papstbesuch wurden mehrere Kirchen angegriffen, dabei gab es Hinweise auf eine Beteiligung radikalisierter Mapuche.

Nur wenige Stunden vor der Ankunft des Papstes in Südchile wurden in der Region drei Hubschrauber in Brand gesetzt. Weitere Brandanschläge wurden am Morgen auf eine Schule und eine Kirche nur 90 Kilometer von Temuco entfernt verübt. An den Tatorten wurden von Mapuche-Aktivisten unterzeichnete Flugblätter gefunden. Franziskus warnte bei der Messe, es gebe zwei Arten der Gewalt, die Einheits- und Versöhnungsprozesse gefährdeten. Die Gewalt der Zerstörung und Vernichtung könne nur zu größerer Gewalt und Spaltung führen. Es gehe aber auch um die Ausarbeitung "schöner" Vereinbarungen, die niemals umgesetzt würden. "Auch dies ist Gewalt, weil es die Hoffnung zunichte macht", sagte der Papst.

Zurück in Santiago de Chile forderte Franziskus Akademiker und Studenten in der Katholischen Universität auf, eine Synergie zwischen wissenschaftlicher Strenge und der Intuition des Volkes anzustreben. In diesem Sinne sei es unumgänglich, den Gemeinschaften der Ureinwohner mit ihren kulturellen Traditionen besondere Aufmerksamkeit zu widmen. "Sie sind nicht eine einfache Minderheit unter anderen, sie müssen vielmehr die wesentlichen Ansprechpartner werden, vor allem wenn man mit großen Projekten vordringt, die ihre Gebiete einbeziehen", mahnte das Kirchenoberhaupt.

Quelle: n-tv.de

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