Die erst seit zwei Jahren amtierende Chefredakteurin der "Bild"-Zeitung, Tanit Koch, verlässt das Blatt schon wieder. Wie ihr Arbeitgeber, der Axel Springer Verlag, bekannt gab, geschieht dies auf eigenen Wunsch. Koch war eine enge Vertraute des langjährigen "Bild"-Chefredakteurs und -Herausgebers Kai Diekmann, dessen Nachfolge als Chefredakteurin sie 2016 antrat. Die 40 Jahre alte Journalistin war die erste Frau an der Spitze des Boulevardblatts. Allerdings war bereits im Februar 2017 Julian Reichelt, Chef der "Bild"-Onlineausgabe, zum Vorsitzenden der Chefredaktionen aller unter der Marke "Bild" erscheinenden Titel ernannt worden. Der 37-Jährige übernimmt nun zusätzlich die Position des Chefredakteurs "Bild"-Print.
Wie das Branchenportal "Meedia" berichtet, hat es einen Machtkampf zwischen Reichelt und Koch gegeben. Ersterer habe die Gestaltung der Printausgabe "zur absoluten Chefsache" erklärt und Koch "nach und nach immer mehr Kompetenzen" abgesprochen. Koch seien mehrfach andere Posten im Springer-Verlag angeboten worden, sie habe diese jedoch abgelehnt.
Nach Darstellung der Medienwebsite sind Zweifel an der Verlautbarung angebracht, Koch gehe auf eigenen Wunsch. Dem Bericht zufolge traf Springer-Chef Mathias Döpfner die Entscheidung. In einer Abschiedsmail an die "Bild"-Redaktion nannte Koch Gründe für ihren Abschied: "Wenn zwei Menschen professionell nicht harmonieren, lässt sich das eine Zeitlang durch Kompromisse ausgleichen. 2017 war davon geprägt, bis meine Kompromissbereitschaft an ihre Grenzen gelangte."
Klarheit statt Kompromissen
Ihr sei in diesem Zeitraum auch klar geworden, dass sich "Bild" nicht durch Kompromisse auszeichne, sondern durch Klarheit, betonte Koch. Der Deutschen Presse-Agentur sagte Koch auf die Frage, ob sie in einem Machtkampf mit Julian Reichelt unterlegen sei: "Es hat in der Konstellation schlicht nicht funktioniert." Ausdrücklich bedankte sich Koch in der Abschiedserklärung bei ihrer Redaktion. Sie verlasse die "Bild"-Zeitung "mit einem Lächeln". Zu möglichen Zukunftsaufgaben äußerte sich Koch vage: "Ich freue mich jetzt auf das nächste Abenteuer."
Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner bedauerte das Ausscheiden der "Bild"-Chefredakteurin, er sagte laut Mitteilung: "Tanit Koch ist es mit viel Leidenschaft und Kompetenz gelungen, eine beispiellose journalistische Karriere bei Axel Springer zu absolvieren." Für "Bild" habe sie Großartiges geleistet. Die Verantwortungskonstellation in der Chefredaktion sei zwar gut gemeint, habe aber in der Praxis nicht funktioniert, weil diese Aufstellung nicht zu "Bild" passe.
Dem Eindruck, mit ihrem Fortgang sei auch die Offensive des Springer-Verlags zur Berufung von mehr Frauen in Führungspersonen gescheitert, trat Koch entgegen: Im Springer-Verlag seien "Chefredakteurinnen längst Normalität". Es gehöre aber auch zu dieser Normalität, dass "Frauen - wie Männer - Führungspositionen wieder verlassen". Das "Bild"-Schwesterblatt "Bild am Sonntag" wird von Marion Horn geleitet, die in Berlin erscheinende Boulevard-Zeitung "B.Z." von Miriam Krekel.
Die in Konstanz geborene Koch war nach einem Politik- und Jurastudium 2005 als Volontärin zur "Bild"-Zeitung gekommen und nach verschiedenen Stationen bei dem Blatt und der ebenfalls im Springer-Verlag erscheinenden "Welt"-Gruppe 2013 stellvertretende Chefredakteurin und drei Jahre später Chefredakteurin der "Bild" geworden.
Quelle: n-tv.de
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