Gibt es Leben da draußen? Ungewöhnlicher Stein aus dem All wirft Fragen auf

  03 Februar 2018    Gelesen: 898
Gibt es Leben da draußen? Ungewöhnlicher Stein aus dem All wirft Fragen auf
Wie ist das Leben entstanden? Hat es sich auf der Erde gebildet? Oder entstand es im Weltall und kam in Form von Meteoriten auf die Erde? Darüber rätseln Biologen und Astronomen seit langem. Ein sonderbarer Stein könnte helfen, solche Fragen besser zu verstehen, denn er ist sprichwörtlich nicht von dieser Welt.

Der „Hypatia“-Stein ist kein Fund aus der jüngsten Vergangenheit. Bereits 1996 wurde er vom ägyptischen Geologen Ali Barakat in der libyschen Wüste im Südwesten Ägyptens gefunden. Auch sonst ist der Stein nicht gerade imposant: Mit drei Zentimetern Höhe, Länge und Breite wäre er nicht der Rede wert – wenn nicht etwas daran den Forscher stutzig gemacht hätte.

Ungewöhnliche Härte, ungewöhnliche Zusammensetzung
Denn als Barakat versuchte, den Stein durchzusägen, um sein Inneres anzuschauen, ging ihm die Säge kaputt. Nach einer Phase der Irren und Wirren des Steins von Institut zu Institut gelangte Hypatia schließlich in die Hände des Geologen Jan Kramers von der Geologie-Abteilung der Universität Johannesburg in Südafrika.

„Wir hatten schon damals ein Gerät, das es uns erlaubte, zu bestimmen, ob es sich um irdisches oder kosmisches Material handelt“, bemerkt Georgy Belyanin, Geologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter im Team Kramers, im Sputnik-Interview. Dafür haben die Forscher die eingeschlossenen Edelgase im Stein untersucht. Sie kamen zu dem Ergebnis: Der Stein kann sich nicht auf der Erde gebildet haben, er kommt aus dem All. Das war 2013.

Belyanin nahm parallel auch chemische Analysen am Stein vor, um seine Zusammensetzung zu ergründen. Die Ergebnisse waren verblüffend: „Der Stein besteht zu einem Großteil aus Kohlenstoff. Beim Eintritt des Steins in die Atmosphäre haben sich dann am Stein aus diesem Kohlenstoff Diamanten gebildet, die den Stein unglaublich hart gemacht haben.“ Deswegen habe der Forscher beim Versuch, den Stein zu polieren, sogar eine Diamantscheibe an ihm zerstört. Schließlich hätten Kollegen aus Potsdam das Innere des Steins freilegen können. Und dann der Schock:

„Was ich gefunden habe, wurde nirgendwo beschrieben – weder bei irdischen noch bei außerirdischen Substanzen“, so Belyanin.

Überwiegend bestehe der Stein aus Kohlenstoff, und in diesen seien sehr urtümliche Substanzen eingeschlossen. Konkret gefunden haben die Forscher chemische Verbindungen von Eisen und Schwefel sowie Nickel, Phosphor, Siliciumcarbid und metallisches Aluminium.

Für den Forscher steht fest: Das ist kein Meteorit. Dazu unterschieden sich die Nickel-Phosphor-Verbindungen, die man für gewöhnlich in Meteoriten findet, zu sehr von Meteoritfunden. Auch wurden im Stein weit größere Mengen an Siliciumcarbid gefunden als in Meteoriten. Außerdem haben Meteoriten für gewöhnlich einen wesentlich geringeren Anteil an Kohlenstoff. Und schließlich gilt: „Die Meteoriten kommen für gewöhnlich aus dem sogenannten Asteroidengürtel herangeflogen, der sich zwischen Mars und Jupiter befindet. Unser Stein ist, wie es scheint, aus einer weit größeren Ferne gekommen“, so der Geologe.

Auf die Frage, was dieser Stein denn nun sei, antwortet Belyanin: „Es könnte sich um einen Splitter eines Kometen handeln. Kometensplitter sind noch nie auf der Erde gefunden worden.“

Dieser Kometensplitter könnte auch eine sehr lange Geschichte haben, denn für den Forscher könnte sich der Stein „noch vor der Entstehung des Sonnensystems gebildet“ haben.

Gibt es Leben da draußen? Und wo kommt der Stein her?
Vor allem der hohe Kohlenstoff-Anteil verlockt zum Weiterspinnen, ist Kohlenstoff doch der Grundstoff des Lebens. Unter den Theorien über die Entstehung des Lebens auf der Erde gibt es eine, die besagt, dass die Grundbausteine fürs Leben sich in Meteoriten und Kometen gebildet haben, die auf die Erde gestürzt sind. Für die Anhänger dieser Theorie könnte der Stein an Interesse gewinnen.

„In unserem Fall gibt es natürlich einen großen Anlass zum Spekulieren bei einer so hohen Menge an Kohlenstoff. Ausschließen sollte man solche Fragen also nicht. Und vor allem diese polyaromatischen Verbindungen des Kohlenstoffs im Stein sind da sehr interessant“, bemerkt Belyanin. Ob der Stein hier Aufschluss geben kann oder nicht, bleibt vorerst offen.

Die Forschergruppe ist jedenfalls nicht fertig mit ihrer Arbeit am Stein. Es sollen weitere wissenschaftliche Publikationen folgen, in denen dargestellt werden wird, wie der Stein sich gebildet haben könnte und woher er womöglich stammt. Einziges Manko: die Größe des Steins. „Leider haben wir nur sehr wenig Material. Das erschwert natürlich die Untersuchungen“, sagt der Wissenschaftler und hofft, dass in Zukunft vielleicht noch weitere Steine dieser Art auf der Erde landen.

sputniknews


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