Einen Haken hat das Pentagon wohl übersehen, als es letzte Woche die neue Nukleardoktrin der Trump-Regierung offiziell vorstellte, schreibt der Journalist. Vor der Veröffentlichung glaubte nämlich kaum jemand in den USA, dass Russland tatsächlich das besitzt, was die westlichen Medien als „nukleare Unterwasser-Drohne“ betiteln.
Die neue Doktrin hat nun den offiziellen Beleg dafür erbracht, dass dieser „Albtraum aus dem Kalten Krieg“ tatsächlich wahr geworden ist: Die „Doomsday Drone“ bestimmt die Schlagzeilen der US-Medien – von „CNN“ bis „Newsweek“, schreibt Danilow.
An Horror-Visionen mangelt es dabei nicht. Der renommierte Analyst Edward Geist vom einflussreichen Thinktank Rand Corporation sagte in einem Radio-Interview, man könne sich die Schlagkraft der atomaren U-Boot-Drohne „mit normalen Begriffen nicht erklären“. Die Reichweite dieser Waffe sei so groß, dass „eine größere Metropolregion“ vollständig vernichtet werden könnte.
Laut Danilow dürfte diese Einschätzung ihre Wirkung nicht verfehlt haben, wenn man bedenkt, dass die meisten US-Amerikaner an den Küsten der Vereinigten Staaten leben. Und damit der Eindruck haften bleibt, geizen die US-Medien nicht mit starken Bildern von den Folgen „nuklearer Tsunamis“, die durch den Einsatz der russischen U-Boot-Drohne ausgelöst werden könnten.
Mitten in diese Debatte platzt nun die Nukleardoktrin der Trump-Regierung. Das Erstaunliche: Statt von Trump ein energisches Eingreifen oder ein neues Wettrüsten gegen Russland zu fordern, mahnen viele US-Experten zur Mäßigung und kritisieren den US-Präsidenten für seine „übermäßig aggressive“ Politik, weil er das atomare Arsenal erweitere und diversifiziere.
Ein Beispiel: Der Militärexperte Fred Kaplan vom Nachrichtenportal „Slate“ hat die Veröffentlichung der Nukleardoktrin als groben Fehler kritisiert. Statt auf die Modernisierung des russischen Atomarsenals zu reagieren, sei es ratsam, alle russischen Neuentwicklungen auf diesem Gebiet zu ignorieren und sie als „reine Geldverschwendung“ abzutun. Jetzt aber könne sich Russlands Präsident Putin der Illusion hingeben, „er habe Amerikas Schwachstelle ertastet“.
Eine weitere Experten-Meinung: Trumps Vorhaben, neue Atomwaffen bauen zu lassen, werde die USA „in die Welt einer allgegenwärtigen nuklearen Gefahr“ führen“, sagt Dr. Adam Mount vom Verband US-amerikanischer Wissenschaftler. Dieses Programm könne bei den Verbündeten Sorgen auslösen und „enorme diplomatische Verluste“ verursachen – alles nur, um die nukleare Abschreckung „minimal“ zu verbessern.
Selbst die sonst so selbstverständliche Russophobie des US-Establishments scheint in diesem Fall zu versagen, so Danilow weiter. Man würde von Trumps politischen Gegnern ja eigentlich erwarten, dass sie seine Nukleardoktrin als viel zu weich und sanft gegenüber Russland kritisieren.
Doch siehe da: US-Verteidigungsminister James Mattis – ein Hardliner vor dem Herrn und eigentlicher Autor der Nukleardoktrin – wird plötzlich in den Senat zitiert.
Vorher hatten vier demokratische Senatoren und einige NGOs Mattis‘ Strategiepapier in einem Schreiben zerrissen. Das US-Atomwaffenarsenal zu modernisieren, neue Arten von Atomwaffen zu bauen und den Einsatz taktischer Mini-Nukes in die Strategie einzubeziehen, erhöhe das Risiko eines atomaren Konflikts, heißt es darin.
Mag es auch überraschen, doch scheint zumindest ein Teil des US-Establishments tatsächlich einzusehen, dass es im Falle eines nuklearen Konflikts keine Sieger wird geben können, so Danilow.
Zudem betonen die Senatoren, die tiefgreifende Modernisierung der US-amerikanischen Atom-Triade würde viel zu viel kosten – ein Ausdruck, der sonst von US-Politikern selten bis nie verwendet werde, wenn es um die US-Armee gehe, schreibt der Journalist. Vielleicht ist das aber als Hinweis darauf zu werten, dass die Wirtschaft und der Haushalt der USA in einem schlechteren Zustand sind, als man es öffentlich zugeben würde.
Bei der Anhörung im Senat geschieht dann das Unerwartete: Verteidigungsminister Mattis räumt ein, Trumps Doktrin sei in Teilen nur dazu da, um Russland bei den anstehenden Verhandlungen zur Reduktion von Kernwaffen Zugeständnisse abzupressen: „Ich denke nicht, dass die Russen sich darauf einlassen werden, uns etwas zu geben, ohne etwas im Gegenzug dafür zu bekommen“, sagte er.
Das ist also der eigentliche Punkt: Die Nuklearstrategie der Trump-Regierung ist, schreibt Danilow, ein Bluff nach bester amerikanischer Art. Man versucht damit gleichzeitig die US-amerikanischen Wähler und die russische Führung einzuschüchtern, um von dieser dann die erhofften Zugeständnisse zu bekommen.
Nur könne man schon jetzt sagen, so der Journalist weiter, dass dieser Plan nicht aufgeht.
„Der Versuch, durch einen Bluff die russischen Streitkräfte daran zu hindern, die nukleare Abschreckung auszubauen, wird in die Lehrbücher der Diplomatie eingehen – als ein Beispiel dafür, wie man mit Russland nicht verhandeln soll.“
Offensichtlich gibt es in Washington immer noch Politiker, die mit der Illusion leben, man könne Russland einfach so täuschen. Von dieser Illusion werden sie sich verabschieden müssen, schreibt der Journalist abschließend.
sputniknews
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