Failed Stadt Berlin: “Größte Geldvernichtungsmaschine Deutschlands“

  12 Dezember 2015    Gelesen: 702
Failed Stadt Berlin: “Größte Geldvernichtungsmaschine Deutschlands“
Flüchtlingschaos, Ärger in Schulen und auf Ämtern - Berlin ist als Stadt gescheitert: Mit diesem Befund sorgte SPIEGEL ONLINE für Aufruhr. Leser und andere Medien schreiben: Es ist sogar viel schlimmer.
"Im Großen wie im Kleinen funktioniert Berlin einfach nicht." Das ist der Tenor der Reaktionen, die SPIEGEL-ONLINE-Redakteurin Anna Reimann auf ihren Kommentar zur Versager-Hauptstadt erhalten hat.

Am Donnerstag hatte sie aufgezählt, an welchen Stellen die Verwaltung scheitert: in der Flüchtlingskrise, in den Schulen, in den Bürgerämtern. "Die Stadt verschwendet Geld, den Regierenden fehlt das Format."

Die Reaktionen waren enorm, weit mehr als bei anderen Kommentaren auf SPIEGEL ONLINE. Die meisten Leser, wie auch andere Medien, stimmen der Lageanalyse zu - oder sie zeichnen sogar ein noch schlimmeres Bild. Manche User schrieben der Redaktion, um offenbar jahrelang aufgestauten Frust loszuwerden.

Im einem - natürlich nicht repräsentativen - Vote stimmten innerhalb eines Tages rund 16.000 Leser ab. 70 Prozent davon sind der Meinung, dass Verwaltung und Politik in Berlin versagen. 20 Prozent finden, dass die Situation nicht schlimmer ist als anderswo. Nur zehn Prozent finden Chaos sexy. Im Forum war schnell von Horror, Verwahrlosung, Versagen die Rede.

Leser "veto11" etwa schrieb:

"Mit jedem Jahr wird es schlimmer in Berlin. Es ist einfach der Horror. Ob Schneebeseitigung, Wohnsitz ummelden, Reinigung der Parks, Standesämter, Bezirksämter, Bauamt - es ist ein Skandal und kaum jemanden interessiert`s. Und wenn, dann reden sich alle raus mit Personalnot."
Und "huberwin" fügte hinzu:

"In Berlin herrscht seit Jahrzehnten `Manyanamentalität`. Es fehlt die Qualität, das Verantwortungsbewusstsein und auch die Struktur."
Bei "hummel1" hieß es:

"Hat mein Vater zu mir schon vor 20 Jahren gesagt. Berlin ist eine der größten Geldvernichtungsmaschinen Deutschlands. Scheint Recht gehabt zu haben!"
Immerhin: Es gab auch User, die das Gute hervorheben wollten. Wie etwa "cm1":

"In kaum einer anderen Stadt bekommt man so schnell Hilfe durch Polizei oder Rettungswagen. Bei einem Überfall oder Herzinfarkt wäre ich lieber in Berlin als in der Lüneburger Heide."

"postmaterialist2011" findet, dass an Berlin falsche Maßstäbe gesetzt werden:

"Der Fehler hier ist, dass Berlin mit homogenen Käffern wie Sindelfingen oder Starnberg verglichen wird. Selbst das hochgelobte München hat nur gut ein Drittel der Einwohner Berlins."

Und "Zeus Weinstein" hat durchaus gute Erfahrungen mit der Bürokratie gemacht: "Ich habe noch nie länger als eine halbe Stunde warten müssen, das war dann ohne Termin." Die Zustände am Flüchtlingsamt Lageso verurteilt er dennoch auf das Schärfste.

Ein Wunder, "dass noch so viel funktioniert"

Per E-Mail räumt ein Stadtrat ein, dass Berlin in einer Verwaltungskrise steckt. "Offenbar haben sich überkommene Strukturen über Jahre/Jahrzehnte verfestigt, die heute die Verwaltung lähmen. Nach vier Jahren als Stadtrat wundere ich mich eher noch, dass doch noch so viel funktioniert." Und Leser Franz-Hermann Hirlinger schildert per E-Mail seinen Eindruck, dass in Berlin besonders die Behörden funktionieren, die Geld eintreiben: "Sie sollten noch das Finanzamt erwähnen, das neben dem Ordnungsamt sehr gut funktioniert - wenn Einnahmen winken."

Auch mehrere andere Medien nahmen das Thema am Freitag auf. So schrieb die "taz" auf Seite zwei: "Geht gar nicht: Behördenchaos in Berlin". Und im Kommentar auf Seite eins meint Martin Reeh: "Berlin hat sich seit Langem daran gewöhnt, dass die öffentliche Verwaltung nicht funktioniert, weil gespart wurde." Weiter schreibt er: "Berlins Landespolitik hat auf Probleme nicht mit Lösungen, sondern mit zynischen Sprüchen reagiert." Dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller wirft er ein altbekanntes Verhaltensmuster vor: "Aussitzen, Nichtstun, Sündenböcke finden."

Der "Tagesspiegel Checkpoint" mokiert sich scherzhaft in seiner Glosse über die "Fiese Arroganzattacke aus Hamburg" (nur nebenbei: Kollegin Reimann lebt und arbeitet seit Jahren in Berlin) und attestiert einen "klaren Fall von Lügenpresse." Bei der Recherche sei schließlich die neue Senatsbibel ignoriert worden: "Berlin - Eine Erfolgsgeschichte".

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