Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat Syrien und dessen Verbündeten Iran vor einer neuen gefährlichen Konfrontation in Nahost gewarnt, nachdem ein israelisches Kampfflugzeug abgeschossen wurde: „Wir haben klare rote Linien gezogen“, sagte Netanjahu Medienberichten zufolge. Er drängt darauf, dass der Iran in Syrien nicht weiter aufrüsten soll. Der Kommandeur der iranischen Armee, General Abdel Rahim Mussawi sagte im Gegenzug: „Der Iran wird seine militärische Stärke weiter festigen und wird nicht nach Erlaubnis dazu fragen.“
Am Samstag war ein von der syrischen Luftabwehr getroffener israelischer Kampfjet auf israelischem Gebiet abgestürzt. Israel verstärkte als Reaktion auf den ersten Abschuss eines eigenen Kampfflugzeuges seit 1982 die Luftabwehr im Norden des Landes, berichtete die „Jerusalem Post“.
Offene Konfrontation in Sicht
International verstärkt das die Sorgen, dass der Syrienkrieg weiter eskalieren, sich im Nahen Osten ausweiten oder zu einer offenen Konfrontation zwischen dem Iran und Israel führen könnte.
Aus völkerrechtlicher Perspektive agiere Israel sehr aggressiv, was die Souveränität und die territoriale Integrität Syriens in Frage stelle, sagt Dr. Alexander Neu, verteidigungspolitischer Sprecher der Linksfraktion im deutschen Bundestag. Außerdem halte Israel seit 1967 die Golanhöhen besetzt, unterstreicht Neu: „Man greift nicht nur iranische und Hisbollah-Kräfte, sondern auch die syrische Armee an. Und rein völkerrechtlich kann Syrien einladen, wen es möchte. Ebenso auch Hisbollah und den Iran. Ungeachtet der Frage, ob das politisch klug ist. Das ist es sicher nicht.“
So sollte der Iran sich ebenfalls aus Syrien zurückziehen, nachdem der IS besiegt ist und die USA und Israel sich zurückgezogen haben – als ein Signal an die USA und vor allem auch an Israel, empfiehlt der Linkspolitiker.
Bellende Hunde beißen nicht
„Die Zeit ist gekommen, nicht zu bellen, sondern zu beißen. Wir werden stark zubeißen, obwohl ich auch hoffe, dass wir das nicht werden tun müssen“, sagte der israelische Verteidigungsminister Avigdor Lieberman bezüglich des militärischen Vorfalls am vergangenen Wochenende.
Weder Israel noch Syrien haben das Potenzial, einen neuen Konflikt zu beginnen, meint der iranische Politologe Dr. Behrooz Abdolvand. „Israel hat gemerkt, dass sie nicht ohne Widerstand syrischen Grund und Boden angreifen können. Auch die Iraner haben auf Grund der Lage in Syrien kein Interesse an einem Konflikt mit Israel. Iran ist in Syrien, um gegen den Terrorismus zu kämpfen. Die Terrororganisationen sind nur mit der Hilfe von Russland und Iran gebremst worden“, so der Nahost-Experte.
Internationale Friedenskonferenz gefordert
Der Konflikt in Syrien sei kein Konflikt, bei dem irgendwelche Mächte durch ihre Präsenz ihre Weltmachtrolle definieren könnten, betont der iranische Politologe. Russland und die USA seien hier momentan die Hauptakteure. „Wir sehen zurzeit, dass diese beiden Mächte aktuell gegeneinander aktiv geworden sind und ihre Interessenkonflikte durch Bombardements von Syrischen Truppen oder der Opposition demonstrieren“, meint der Politikwissenschaftler der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik.
Er fordert eine „internationale Konferenz unter Beteiligung aller Akteure“: „Wir haben zurzeit einen verschobenen Konflikt. Nach jedem großen Konflikt im Ersten Weltkrieg, im Zweiten Weltkrieg, haben wir Friedenskonferenzen gehabt, die die Welt danach reguliert haben. Nach dem Kalten Krieg gab es so eine Konferenz nicht. Deswegen sehen wir Konflikte in der Ukraine, in Syrien.“ Das seien „Weltordnungskonflikte“, betont Abdolvand.
sputniknews
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