Irak: Deutsche IS-Anhängerin Linda W. zu sechs Jahren Haft verurteilt

  19 Februar 2018    Gelesen: 968
Irak: Deutsche IS-Anhängerin Linda W. zu sechs Jahren Haft verurteilt

Die 17-jährige deutsche IS-Anhängerin Linda W. aus dem sächsischen Pulsnitz ist nach Medienberichten von einem irakischen Gericht zu einer sechsjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Wie NDR, WDR und die Süddeutsche Zeitung aus Justizkreisen in Bagdad erfuhren, wurde die Jugendliche wegen Mitgliedschaft in der Terrormiliz "Islamischer Staat" zu fünf Jahren und darüber hinaus wegen der illegalen Einreise in den Irak zu einem Jahr Haft verurteilt.

Das Verfahren hatte wegen der Minderjährigkeit der Angeklagten ohne Öffentlichkeit vor einem Jugendgericht in der irakischen Hauptstadt Bagdad stattgefunden. Eine offizielle Bestätigung des Urteils durch das Auswärtige Amt oder irakische Behörden gab es zunächst nicht.

Die Bilder der Schülerin aus Sachsen waren um die Welt gegangen, als sie von irakischen Sicherheitskräften bei der Einnahme der IS-Hochburg Mossul aufgegriffen wurde. An den ausgestreckten Armen war das weinende und schluchzende Mädchen staubbedeckt durch die Trümmer Mossuls gezerrt worden. Irakische Soldaten filmten die Szenen. Sie hatten das Mädchen zusammen mit anderen ausländischen IS-Frauen in einer Tunnelanlage in der Altstadt von Mossul entdeckt, wo sich die Frauen versteckt gehalten hatten.

Linda W. war im Sommer 2016 aus Sachsen verschwunden, kurz nachdem sie zum Islam konvertiert war. Sie soll über Internetchats mit IS-Anhängern in Kontakt gestanden und sich radikalisiert haben. Im Sommer 2017 wurde sie im Irak festgenommen und inhaftiert. Linda W. wäre bereits die zweite Verurteilte IS-Anhängerin im Irak innerhalb weniger Wochen. Bereits im Januar war eine deutsche Staatsangehörige wegen der Zugehörigkeit zum IS zum Tode verurteilt worden.

Insgesamt sind deutschen Sicherheitsbehörden zufolge knapp 1.000 Menschen aus Deutschland nach Syrien und in den Irak ausgereist. Zwischen 100 und 150 von ihnen seien dort ums Leben gekommen. Rund 300 seien nach Deutschland zurückgekehrt. Mehr als 15 Prozent von ihnen sind nach Regierungsangaben weiblich. (dpa)


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