Wer genug von der Diskussion um Diesel-Fahrzeuge und Fahrverbote hat, aber trotzdem ein sparsames Auto fahren will, könnte eines mit Erdgas-Antrieb ins Auge fassen. Nach dem Erdgas-Polo kommt jetzt auch der Konzernbruder Ibiza als Gasofferte: Mit dem 90 PS starken Einliter-Dreizylinder ist der Kleinwagen zum Grundpreis von 17.270 Euro erhältlich. Sein Verbrauch ist mit 3,3 Kilogramm Erdgas je 100 km oder alternativ 4,9 Litern Superkraftstoff angegeben - der Ottomotor kann mit beiden Kraftstoffen betrieben werden.
1200 Kilometer Reichweite
CNG - Compressed Natural Gas - ist nicht zu verwechseln mit Flüssiggas, das bei der klassischen Erdölgewinnung entsteht. Erdgas (CNG) verbrennt sauberer als Ottokraftstoff und hinterlässt demnach weniger Rußpartikel. Wegen des geringeren Kohlenstoffgehalts fallen die CO2-Emissionen bei CNG-Betankung um 25 Prozent geringer aus als bei einem Betrieb mit Benzin. Was das Ansprechverhalten betrifft, entspricht die mit CNG gefütterte Maschine exakt dem des Benzinbetriebs. Weil der Ottomotor bivalent betrieben werden kann, bleibt der 40-Liter-Benzintank beim Ibiza TGI erhalten, plus 13 Kilogramm fassenden Gastank, was die Reichweite auf fast 1200 Kilometer hochschraubt.
Doch um Emissionen und Geld zu sparen, sollte man CNG tanken - schließlich ist der umweltfreundlichere Brennstoff auch deutlich günstiger. Während der Tankwart für den Liter Superbenzin rund 1,35 Euro verlangt, gibt es ein Kilogramm CNG - das von der Energie 1,5 Litern Benzin entspricht - für rund einen Euro, je nach Region. Vor dem Kauf eines Erdgas-Ibizas sollte man allerdings eruieren, ob eine der rund 1000 CNG-Tankstellen hierzulande in persönlicher Reichweite liegt, sonst könnte der Frust über zu große Umwege die Freude am günstigen Tanken überlagern.
Bei der Anschaffung zu berücksichtigen ist auch der Mehrpreis des Gas-Ibiza von rund 2000 Euro gegenüber dem reinen Benzin-Modell. Nach gut 50.000 Kilometern Laufleistung hat sich der Anschaffungspreis allein durch den günstigeren Kraftstoff amortisiert. Darüber hinaus gilt für Erdgas-Fahrzeuge eine niedrigere Kfz-Steuer und regionale Gasversorger bieten oft eine Förderung für neuzugelassene Erdgas-Fahrzeuge innerhalb ihres Versorgungsgebietes an.
Wacker geschlagen
Unterwegs schlägt sich der - im Vergleich zur konventionellen TSI-Version - fünf PS schwächere, aber 117 Kilogramm schwerere Erdgas-Ibiza wacker, sofern man die Drehzahl nicht zu weit absinken lässt. Mit mehr als 2000 Touren sollte die Kurbelwelle schon rotieren, dann liegen zuverlässig 160 Newtonmeter maximales Drehmoment an. Und dann marschiert der Kleinwagen auch gut voran bei typischer Dreizylinder-Tonkulisse.
Ist der Gastank voll, nimmt der charakteristisch sirrende Turbo ohne weiteres Zutun CNG zu sich - zwei Tankuhren im klassischen Kombiinstrument geben Aufschluss über die entsprechenden Füllstände. Ein grün leuchtender "CNG"-Schriftzug in der linken Instrumentenskala weist darauf hin, dass das Triebwerk mit dem günstigen Brennstoff läuft. Schade, dass die Kunden derzeit nicht bei der Leistungsstufe variieren können, denn das könnte den Kaufanreiz deutlich erhöhen.
Kein Kleinwagen mehr
Der Begriff "Kleinwagen" für den Ibiza darf relativiert werden, denn angesichts deutlich mehr als vier Meter Außenlänge können auch Vielfahrer getrost zugreifen. Der Raumeindruck vorn fällt ordentlich aus und hinten kommt man ebenfalls recht luftig unter. Der Zugang zur zweiten Sitzreihe ist dank der serienmäßigen hinteren Türen einfach. Alleine bei der Sitzergonomie macht der Hersteller den Unterschied: Wer den Mehrpreis für den größeren Leon (Kompaktklasse) ausgibt, bekommt die komfortableren Stühle.
Nicht gegeizt wird bei Assistenz und Infotainment. Extras von Aktiv-Tempomat bis zum umfangreichen Navi inklusive schickem Berührungsmonitor, der jetzt auch in dieser Liga mit edel anmutender Glasscheibe versehen ist, sind im kleinen Spanier zu haben. 400 Euro Aufpreis für das vollwertige Navi sind in Ordnung. Wem das dennoch zu teuer ist, der hat die Möglichkeit, seine Smartphone-Oberfläche auf den Zentralbildschirm zu spiegeln (190 Euro, Mirror Link, Apple Carplay und Android Auto).
Empfehlenswert ist das Businesspaket, das Seat in Verbindung mit der Linie "Xcellence" für 690 Euro anbietet. Es enthält neben Digitalradio, Navi und Konnektivitätsfunktionen zusätzlich den aktiven Tempomat mit automatischer Distanzregelung bis 210 km/h sowie poppige Kunststoff-Dekors im stylischen Gold-Ton. Ein kleiner Trostpreis dafür, dass es die CNG-Ausgabe nur in einer einzigen Leistungsstufe gibt, mag darin bestehen, sie wenigstens im sportlichen FR-Dress mit sichtbaren Auspuffblenden zu bekommen. Wie auch immer, der TGI-Fahrer verlässt die Tankstelle ganz sicher mit grinsendem Gesicht.
Quelle: n-tv.de
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