Flüchtlingsproblem: Ein Syrer erzählt, warum viele Landsleute heimkehren

  14 Dezember 2015    Gelesen: 579
Flüchtlingsproblem: Ein Syrer erzählt, warum viele Landsleute heimkehren
Die syrischen Flüchtlinge, die in Europa nicht gefunden haben, was sie erwartet hatten, und auf Aggression seitens der Europäer gestoßen sind, kehren langsam in ihre Heimat zurück.



Als Grund dafür werden unter anderem erfolgreiche Angriffe der Regierungsarmee genannt, die zusammen mit russischen Fliegerkräften die von IS-Kämpfern besetzten Gebiete wieder befreit haben.


Laut Angaben des UNO-Vertreters in Syrien sind bereits mehr als 500.000 Syrer heimgekehrt.
Medien sprachen mit syrischen Flüchtlingen, die, nachdem sie in diesem Sommer in Deutschland eingetroffen waren, beschlossen haben zurückzukehren. Laut der Agentur Rossiya Segodnya waren dabei mehrere Faktoren im Spiel: Europa hat sich eben nicht als ein Paradies erwiesen, mit dem die Flüchtlinge gerechnet hatten, nach den Anschlägen in Paris ist eine Welle von Islamophobie zu spüren, während sich die Lage in Syrien aufgrund von Handlungen der russischen Fliegerkräfte allmählich zum Besseren hin ändert.
Früher lebte der 25-jährige Rami in einer Kleinstadt in Nordsyrien, die ständig beschossen wurde. Dann kamen die An-Nusra-Kämpfer dorthin. Damals flohen die Einwohner Hals über Kopf von dort.

„Die Christen halfen den Muslimen und die Muslime – den Kurden. Ich bin ein Sunnit, genauso wie die Kämpfer, aber mich haben die Alawiten, die extra aus Latakia gekommen waren, um die Fliehenden zu retten, in den Feldern abgefangen“, erzählt Rami. So gelangte er an die syrische Küste, von wo aus er sich dann nach Europa begab.


„Wir fuhren nach Europa, weil wir glaubten, dort Asyl und Hilfe zu bekommen. Merkel hatte ja erklärt, dass Deutschland 800.000 Flüchtlinge aufnehmen werde“, erinnert sich Rami. Diese hoffnungsvolle Mitteilung habe schnell die Runde in den sozialen Netzen gemacht.
Nach vielen Entbehrungen und bei großer Not erreichten die Flüchtlinge aus Syrien und anderen Ländern Deutschland. Bald stellte sich jedoch heraus, dass die Verhältnisse dort bei weitem nicht so rosig sind: „Man schickte uns in ein Flüchtlingscamp bei München. Wir lebten in Baracken zu je 20 Leuten. Das Camp durfte man nicht verlassen, zu tun gab es nichts, wir haben einfach gewartet, bis unsere Papiere geprüft warenund eine Entscheidung getroffen worden ist“, so Rami weiter.

Wie Rami erfuhr, würde er mindestens neun Monate im Camp verbringen müssen, bis er seine Papiere und damit das Arbeitsrecht bekommt. Doch eine Stelle lasse sich schwer finden. Außerdem hat sich die Einstellung der Europäer den Flüchtlingen gegenüber dramatisch verändert: „Die Bewohner unseres Camps wurden von Skinheads angegriffen. Die Einheimischen wurden unfreundlich, das spürte man, wenn man in einen Laden kam oder nach dem Weg fragte“, erzählt Rami.

In der letzten Zeit trafen dann gute Nachrichten aus Syrien ein, als die eine oder andere Stadt befreit wurde: „Unser Dorf wurde auch befreit, von meinen Landsleuten habe ich erfahren, dass friedliche Bürger, unsere Nachbarn, dorthin zurückgekehrt sind.“


Mit Freunden hatte Rami eine kleine Gruppe gebildet, um auf dem gleichen Weg heimzukehren, wie er nach Europa gekommen war. Und so kam er nach Latakia, wo er nun auf eine passende Möglichkeit wartet, in sein Heimatdorf zurückzukehren.
„Aus dieser Gegend kommen sehr gute Nachrichten. Der syrischen Armee gelang es, die Blockade von Aleppo und dann die des Flughafens Kweiris zu durchbrechen. Viele Dörfer bei Aleppo wurden befreit. So glaube ich, dass dort wieder Frieden einkehrt. Ich glaube, dass bald auch Dschisr asch-Schughur befreit warden wird“, freut sich Rami und prophezeit eine baldige Rückkehr den Einwohner.
Laut UNO-Angaben sind seit Beginn der russischen Luftoperation in Syrien gegen den Islamischen Staat mehr als eine Million Syrer heimgekehrt.



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