Straftaten gegen Flüchtlinge nehmen zu

  15 Dezember 2015    Gelesen: 1559
Straftaten gegen Flüchtlinge nehmen zu
Brandstiftung, zertrümmerte Fensterscheiben, Hetzparolen: Die Polizeistatistiken verraten einen steigenden Hass auf Flüchtlinge.
In diesem Jahr gab es bereits mehr als 800 Angriffe auf Asylunterkünfte. Neben diesen Übergriffen gibt es in Deutschland eine Vielzahl weiterer Delikte, die sich gegen Flüchtlinge oder ihre Helfer richten.

Im laufenden Jahr wurden bis Mitte November 1610 überwiegend rechtsmotivierte Delikte gezählt, die im Zusammenhang mit der "Unterbringung von Asylbewerbern" stehen.

Zahl der Straftaten fast verdoppelt

2014 lag die Zahl solcher Attacken noch bei 895. Es handelt sich dabei um alle politisch motivierten Straftaten rund um die Flüchtlingsunterbringung - also auch Hetze im Netz, Sachbeschädigungen oder Körperverletzungen bei Demonstrationen oder anderen Aktionen außerhalb von Asylunterkünften.

Die Aggressionen müssen sich dabei nicht unbedingt gegen Asylbewerber selbst richten. Auch Attacken auf Politiker oder andere Menschen, die sich für eine Flüchtlingsunterkunft engagieren, können darunter fallen.

Zum Großteil rechtsmotivierte Delikte

Noch weiter gefasst ist die übergeordnete Kategorie "Ausländer-/Asylthematik". Hier erfasst die Polizei alle Straftaten, die allgemein im Zusammenhang mit Fremdenhass stehen.

Im laufenden Jahr bis Mitte November wurden hier 3625 - ebenfalls zum Großteil rechtsmotivierte - Delikte erfasst. Das waren etwa doppelt so viel wie im vergangenen Jahr.

Angriffe auf Unterkünfte haben sich vervierfacht

In der öffentlichen Debatte spielte zuletzt lediglich die Zahl der Angriffe auf Asylunterkünfte eine Rolle. Bis zum 7. Dezember verzeichneten die Ermittler hier 817 Fälle - und damit etwa vier Mal so viel wie 2014.

Bei diesen Übergriffen handelt es sich überwiegend um Schmierereien, Sachbeschädigungen oder Propagandadelikte, aber auch um eine wachsende Zahl an Brandstiftungen und Körperverletzungen.

Alarmierende Zahlen

Wie die Übergriffe gegen Asylunterkünfte sind auch die Fallzahlen in den anderen Bereichen rasant gestiegen: 2012 zählte die Polizei noch 62 Delikte rund um die "Unterbringung von Asylbewerbern", 2013 waren es dann 399 und 2014 bereits 895.

Unter dem Oberbegriff "Ausländer-/Asylthematik" verzeichneten die Behörden 2012 lediglich 188 Fälle, 2013 dann bereits 1049 und ein Jahr später 1789 Fälle.

Hinzu kommt der große Sprung im laufenden Jahr. In den vergangenen Jahren waren jeweils auch viele linksmotivierte Taten darunter, im laufenden Jahr aber vor allem rechtsmotivierte.

Hofreiter: "neue tragische Dimension"

Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter beklagte, die Zahlen zu Attacken gegen Unterkünfte gäben "nicht im Ansatz das wirkliche Ausmaß an Übergriffen" wieder.

"Die neusten Zahlen zeigen eine besorgniserregende Entwicklung auf", sagte er mit Blick auf die anderen Zahlen aus der Polizeistatistik. "Rechte Gewalt hat in Deutschland eine neue tragische Dimension erreicht."

Differenzierte Erfassung erst seit 2014

Die Grünen beklagen, die Polizeistatistiken seien unübersichtlich und unschlüssig. Die Behörden hatten erst Anfang 2014 begonnen, Übergriffe gegen Asylunterkünfte gesondert zu erfassen.

Die Bundesregierung möchte nun - möglichst ab 1. Januar 2016 - weitere Bereiche herausgreifen: nämlich Übergriffe gegen Asylbewerber, politisch motivierte Auseinandersetzungen zwischen Flüchtlingen und Übergriffe gegen Hilfsorganisationen und freiwillige Helfer, die sich für Flüchtlinge engagieren.

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