In mehreren Städten in Nordrhein-Westfalen und zwei anderen Bundesländern hat es am Morgen Razzien in Vereinsräumen der Rockergruppe Osmanen Germania gegeben. Unter der Führung des Polizeipräsidiums Essen würden insgesamt 41 Objekte durchsucht, teilten die Ermittler mit. Dabei setze die Polizei teilweise auch Spezialkräfte ein, weil die betroffenen Rocker als gefährlich eingeschätzt würden.
Die Durchsuchungen sollen den Angaben zufolge der Aufklärung von Vereinsstrukturen und -aktivitäten dienen. Um die Durchsetzung eines Vereinsverbots gehe es nicht. Die Razzien finden unter anderem in Essen, Duisburg, Köln, Bottrop, Gelsenkirchen, Bochum und Wuppertal statt. Auch in Hessen und Baden-Württemberg würden Objekte durchsucht, hieß es.
Die Rockergruppe Osmanen Germania steht nach Einschätzung des nordrhein-westfälischen Innenministeriums in Verbindung zur türkischen Regierungspartei AKP und zum Umfeld des Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan. Die Gruppierung vertrete türkisch-nationalistische und rechtsextremistische Positionen.
"Dringender Verdacht"
Die Hausdurchsuchungen hätten um 6 Uhr begonnen, teilte das Bundesinnenministerium mit. Es bestehe der "dringende Verdacht, dass Zweck und Tätigkeit des Vereins 'Osmanen Germania BC' den Strafgesetzen zuwiderlaufen".
Die Behörden sind wiederholt mit Razzien und Festnahmen gegen die Osmanen Germania vorgegangen. Im vergangenen Dezember erhob die Staatsanwaltschaft Stuttgart Anklage gegen acht mutmaßliche Mitglieder der Gruppierung wegen versuchten Mordes und versuchten Totschlags.
Die Gruppe hat nach Angaben des Bundesinnenministeriums 22 Ortsgruppen - sogenannte Chapter - und rund 300 Mitglieder mit zumeist türkischen Wurzeln. Der Verein bezeichne sich als Boxclub (BC) und gebe vor, Jugendliche von der Straße holen zu wollen. Tatsächlich liege der Zweck jedoch in der gewalttätigen Gebiets- und Machtentfaltung sowie in der Selbstbehauptung gegenüber konkurrierenden rockerähnlichen Gruppierungen.
Der geschäftsführende Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) teilte mit, Bund und Länder würden mit den Maßnahmen zeigen, "dass wir kriminelle Aktivitäten egal vor welchem gesellschaftlichen Hintergrund nicht dulden".
Quelle : spiegel.de
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