Es ist ein kleiner Vorgeschmack für Heiko Maas. Für das, was ihn nun erwartet. Nachmittags noch die Amtsübergabe in Berlin, an der Seite seines Vorgängers Sigmar Gabriel. Am Abend bereits in Paris, um sich bei seinem französischen Kollegen Jean-Yves Le Drian vorzustellen.
Bis vor Kurzem noch Justizminister mit geringer Reisetätigkeit, startet er als Außenminister von Null auf Hundert. Nach Paris geht es am Freitag nach Warschau, zum polnischen Nachbarn. Das ist fast schon so etwas wie gute Tradition für Deutschland, dem Land in der Mitte der EU.
Der Saarländer hat außenpolitisch keine großen Erfahrungen, auch wenn er sich in der Vergangenheit als Justizminister schon mal kritisch zur Rolle des US-Präsidenten Donald Trump oder zum Streit um das Verfassungsgericht in Polenäußerte. Nun also soll Maas das diplomatische Parkett bespielen.
In Paris, im Außenministerium, geht es bei einem Abendessen mit Le Drian um die ganze Palette - deutsch-französische Beziehungen, Ukraine, Syrien, Iran, die angespannten Beziehungen zwischen Großbritannien und Russland nach dem Attentat auf einen früheren russischen Doppelspion und dessen Tochter im südenglischen Salisbury. Am späten Nachmittag hat Maas, kurz vor dem Abflug, noch an einer ersten Kabinettssitzung teilgenommen. Er war da unter einigen neuen Gesichtern am Tisch schon eine der erfahreneren Kräfte.
Maas ergreift Macrons "ausgestreckte Hand"
Maas nennt seine Visite am Mittwochabend ein wichtiges Zeichen für die deutsch-französische Zusammenarbeit, um die "ausgestreckte Hand" des Präsidenten Emmanuel Macron zur Erneuerung Europas "endlich zu ergreifen." Es ist ein erstes Vortasten auf fremdem Terrain. Vor den Mitarbeitern in Berlin, im Weltsaal des Auswärtigen Amtes, hatte er "um Geduld und starke Nerven" gebeten, er komme "mit Demut".
Sein Vorgänger Sigmar Gabriel präsentierte sich in seiner letzten Rede als deutscher Außenminister von einer ungewohnt weichen Seite. Seinen Ärger darüber, dass ihn die SPD-Führung aus dem Spiel genommen hat, ließ er sich nicht anmerken, höchstens ein bisschen Wehmut. "Ich will nicht verheimlichen, dass es Spaß gemacht hat - ich hoffe Ihnen auch!" Damit spielte Gabriel auf seinen - für Diplomaten gewöhnungsbedürftigen - Hang zur kraftvollen Äußerungen und einem gewissen Trieb zur Selbstdarstellung an. Er habe ja seinem Vorgänger Frank-Walter Steinmeier vor 14 Monaten am selben Ort versprochen, "keinen Scheiß zu machen". Das sei ihm wohl gelungen, "zumindest ist es heute nicht zur Sprache gekommen", fügte er selbstironisch hinzu.
Quelle : spiegel.de
Tags: