Lagarde attackiert Trumps Protektionismus

  16 März 2018    Gelesen: 1290
Lagarde attackiert Trumps Protektionismus

Anfang kommender Woche treffen sich die G20-Finanzminister in Argentinien. IWF-Chefin Lagarde ist bereits da - und gibt gegen die Handelspolitik der USA einen scharfen Ton vor.

 

Protektionistische Maßnahmen aus dem Weißen Haus und Getöse über mögliche Handelskriege, obwohl es der Weltwirtschaft nach zehn Jahren Bewältigung der Finanzkrise alles andere als schlecht geht: Es sind keine einfachen Zeiten für den Internationalen Währungsfonds. Aber: In solchen Zeiten werden kritische Stimmen lauter gehört als sonst. Der IWF gehört dazu und er wirbt deutlich hörbar für den freien Handel.

3,2 Prozent weltweites Wirtschaftswachstum im Jahr 2016, 3,7 Prozent 2017, im aktuellen Jahr sollen es 3,9 Prozent werden: So beschreibt IWF-Chefin Christine Lagarde die Lage in Buenos Aires vor dem dortigen G20-Finanzministertreffen. Am Montag und Dienstag kommender Woche werden Bundesfinanzminister Olaf Scholz und seine internationalen Kollegen hier erwartet. Und die Folgen der Einfuhrzölle auf Aluminium und Stahl, die US-Präsident Donald Trump verhängt hat, werden sicher ein Thema sein.

Lagarde ist schon früher als die anderen Konferenzteilnehmer nach Südamerika gekommen, sitzt mit Argentiniens Finanzminister Nicolás Dujovne an einer Privatuniversität in Buenos Aires und nutzt die Fragen des gastgebenden Direktors und Publikums für eine düstere Prognose. "Der Handel wird weniger", sagt sie über die Auswirkungen die protektionistischen Maßnahmen der USA. "Abnehmender Handel wird nicht die Armut bekämpfen und er wird auch nicht die Lebenshaltungskosten von Niedrigverdienern senken." Vielmehr sei weniger Handel eine Last für den sozialen Zusammenhalt auf der ganzen Welt. "Es gibt keine Gewinner." Es sind deutliche Worte ans Weiße Haus.

Zuvor hatte Lagarde dem US-Präsidenten bereits direkt widersprochen: "Die Wirtschaftsgeschichte zeigt deutlich, dass Handelskriege nicht nur das globale Wachstum beeinträchtigen, sondern auch nicht zu gewinnen sind", so Lagarde. Sei seien schlecht für die Wirtschaft und schlecht für die Menschen. Trump hatte gesagt, es sei "leicht", solche Konflikte zu gewinnen.

Arme Menschen im Fokus


Die Hauptziele des Währungsfonds sind laut Lagarde derzeit, die gute wirtschaftlichen Lage zu nutzen, um die Produktivität weltweit zu erhöhen und die soziale Ungleichheit zu bekämpfen. Die hat seit der Finanzkrise stark zugenommen. Doch Zölle treiben die Preise nach oben, weil die Konkurrenz künstlich aus dem Markt gehalten wird - und vor allem ärmere Menschen sind auf günstige Preise angewiesen.

Mit solchen Aussagen geht der IWF auch gegen sein schlechtes Image vor, das er in Teilen der Welt noch immer hat, besonders abseits des Globalen Nordens. Eine Frage aus dem Publikum konfrontiert Lagarde mit der vorherrschenden Skepsis gegenüber dem IWF: Der Währungsfonds sei ja früher der "bad guy" gewesen, warum beschäftige er sich denn inzwischen eigentlich mit Armut? Lagarde erwidert sachlich, selbst rein ökonomische Studien zeigten, dass ungleiche Gesellschaften schlecht für nachhaltiges Wirtschaftswachstum seien.

In den 1980er-Jahren hatte der Währungsfonds in der Region seine dringend nötigen Kredite an marktliberale Reformen und Sparmaßnahmen geknüpft. Als Folge schrumpfte das Wachstum, der Lebensstandard sank. Der IWF war auch mitverantwortlich für Argentiniens Staatspleite im Jahr 2001. Ex-Präsident Néstor Kirchner beendete als Konsequenz im Jahr 2004 die Zusammenarbeit mit dem Währungsfonds. Für viele in der Region galt der IWF als neoliberales Werkzeug der US-Finanzindustrie. Erst 2016 gab es unter dem wirtschaftsliberaleren Präsidenten Mauricio Macri wieder eine deutliche Annäherung. Der ausgiebige Besuch Lagardes in Buenos Aires unterstreicht die Absicht des IWF, sich in Südamerika als Unterstützer zu zeigen.

Lagarde betont Gemeinsamkeiten - Dinge gingen nicht innerhalb von Landesgrenzen, sondern international vonstatten. "Ob Finanzströme oder Terrorismus, wir leben in einer total vernetzten Welt." Es sei nicht der Moment, internationale Zusammenarbeit aufzugeben, sich zurückzuziehen, sondern sie zu verstärken. Sie lobt damit den Kurs der wirtschaftlichen Öffnung des Gastgebers und kritisiert zugleich die Handelspolitik der USA. Ob die US-Zölle auch Argentinien träfen? Sie könne nicht viel zu Auswirkungen auf argentinische Aluminiumexporte sagen, sie kenne die Zahlen nicht. "Ich bin mehr Expertin bei Zahlen zu argentinischem Wein", sagt Lagarde und lächelt.

Quelle: n-tv.de

 


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