Es ist ein Moment, der in die deutsche Kriminalgeschichte eingehen wird. Mittwoch, 1. Juni 2016, kurz vor halb elf Uhr abends: Das Zentralkommissariat 30 des Polizeipräsidiums Südosthessen hört ein Telefonat des türkischen Staatspräsidenten ab.
"Hallo", sagt Recep Tayyip Erdogan, als sein Außenminister den Hörer an ihn weiterreicht. Und der Mann in Berlin, dessen Telefon überwacht wird, ein AKP-Abgeordneter, fragt: "Mein Herr Staatspräsident, mit Respekt, wie geht es Ihnen?"
Erdogan antwortet schmallippig und lauscht sodann dem Bericht seines Vertrauten, des Abgeordneten Metin Külünk. Es geht um die Demonstration gegen die Armenien-Resolution des Bundestags, Külünk hat die Versammlung organisiert. "Das wollte ich Ihnen, Eure Hoheit, präsentieren", sagt Külünk und setzt hinzu: "Ich bitte um Ihre Anweisung." Erdogan antwortet, man werde sich melden, und wünscht eine "gesegnete Nacht".
Die Ermittler der Arbeitsgruppe "Shade" der hessischen Polizei sind beeindruckt. Ein Oberkommissar vermerkt erstaunt, welche Bedeutung Ankara der Demonstration in Berlin beimesse, wenn sich Erdogan persönlich und "sozusagen aus erster Hand" unterrichten lasse.
Quelle : spiegel.de
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