Halbherzige Vergeltung bringt nichts

  11 April 2018    Gelesen: 1363
Halbherzige Vergeltung bringt nichts

Ein Vergeltungsschlag steht wohl kurz bevor. US-Präsident Trump will, dass Syrien für den angeblichen Giftgasanschlag auf den Ort Duma einen "hohen Preis" zahlt. Der syrische Machthaber Assad lässt sich aber nicht so leicht einschüchtern.

Die Bilder waren martialisch: Die Brücke eines Kriegsschiffs zeichnet sich in der Dunkelheit ab. Ein Lichtkegel blitzt auf, steigt in die Höhe und zieht eine gewaltige Rauchschwade hinter sich her.

Anfang April 2017 feuerten die USA 59 Marschflugkörper Typ Tomahawk auf den Luftwaffenstützpunkt al-Schairat in Syrien. Ein Vergeltungsschlag für den Giftgaseinsatz in Chan Scheichun, den Amerika dem syrischen Regime vorwarf. Der frisch gewählte US-Präsident Donald Trump machte deutlich, dass er, anders als sein Vorgänger Barack Obama, nicht nur "rote Linien" ausgibt, sondern auch wirklich die bestraft, die sie übertreten. Das sollte zumindest die Botschaft sein.

Der Angriff auf al-Schairat muss Trump allerdings eine Lehre sein, wenn er nun angesichts des angeblichen Giftgasangriffs auf den Ort Duma wieder über einen Vergeltungsschlag nachdenkt. Die Wirkung verpuffte fast so schnell wie die Marschflugkörper nach ihrem Einschlag.

Eine Entscheidung darüber, wie Trump auf Duma reagiert steht kurz bevor, vorausgesetzt, die affärengeladene amerikanische Innenpolitik lenkt den Präsidenten nicht zu sehr ab. Das syrische Regime hat Berichten zufolge schon militärische Stützpunkte in Alarmbereitschaft versetzt und Personal an wahrscheinlichen Zielen abgezogen.

Trump redete nach dem Einsatz der Marschflugkörper 2017 nicht mehr viel über al-Schairat. Er konnte sich darüber freuen, dass selbst Medien, die seine Regierung kritisch beäugen, ihn ausnahmsweise lobten. Der Gouverneur, der für al-Schairat zuständig war, sprach dagegen viel. Nur wenige Tage, nachdem auf der Airbase die Raketen einschlugen, verkündete er die Wiederaufnahme des Flugbetriebs. Damaskus hat, auch dank massiver Unterstützung aus Russland und dem Iran, ausreichend Kapazitäten, um gezielte Angriffe schnell zu kompensieren. Und beim Einsatz in al-Schairat handelte es sich um einen gezielten, um einen isolierten Angriff. Er richtete sich gegen die Infrastruktur für den Einsatz von Giftgas. Von dem Luftwaffenstützpunkt im Westen Syriens starteten die Jets, die das Nervengift nach Chan Scheichun flogen, so der Vorwurf.

Es zeichnet sich ab, dass sich die Vergeltungsschläge auch dieses Mal wieder auf die Infrastruktur für den Giftgaseinsatz richten werden. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sagte bereits, Angriffe auf "chemische Kapazitäten" in Syrien seien möglich. Macron ist ebenfalls entschlossen, das Regime von Baschar al Assad zu bestrafen und stimmt sich eng mit Trump ab. Doch Angriffe auf die Infrastruktur für Giftgaseinsätze haben, das zeigt nicht nur al-Schairat, vor allem symbolischen Charakter. Sie bringen nichts, wenn es darum geht, Assad abzuschrecken.

n-tv


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