IWF-Chefin Lagarde soll wegen Finanzaffäre Prozess gemacht werden
Die Ermittler nahmen zudem sowohl Lagardes Entscheidung unter die Lupe, ein privates Schiedsgericht anzurufen, als auch ihren Beschluss, den Schiedsspruch nicht anzufechten. Lagarde hat die gegen sie erhobenen Vorwürfe stets abgestritten und die Entscheidung verteidigt, den jahrelangen Rechtsstreit mit Tapie durch ein Schiedsgericht klären zu lassen.
Am Donnerstag bezeichnete es Lagarde als "schwer nachvollziehbare Entscheidung", dass ihr der Prozess gemacht werden solle. Sie habe "in dieser Angelegenheit immer im Interesse des Staates und in Achtung vor dem Gesetz gehandelt". Lagarde will nun Frankreichs obersten Gerichtshof anrufen, um einen Prozess noch abzuwenden.
Tatsächlich hatte der zuständige Staatsanwalt im September eine Einstellung des Verfahrens gegen die IWF-Generaldirektorin beantragt. Die Ermittlungskammer des Gerichtshofs der Republik folgte diesem Antrag aber nicht und ordnete einen Prozess gegen Lagarde an. Der Gerichtshof der Republik ist das einzige Gericht in Frankreich, das über mögliche Vergehen von Ministern bei ihrer Amtsausübung urteilen kann.
Der IWF stellte sich hinter seine Generaldirektorin. Die internationale Finanzinstitution habe "Vertrauen", dass Lagarde ihre Aufgaben an der Spitze des IWF ausüben könne, erklärte ein Sprecher. Der französische Finanzminister Michel Sapin sagte, auch für Lagarde gelte die Unschuldsvermutung. Sie könne daher an der IWF-Spitze bleiben. Lagarde war 2011 zur IWF-Chefin gewählt worden. Sie folgte auf ihren Landsmann Dominique Strauss-Kahn, der nach Vergewaltigungsvorwürfen zurückgetreten war.
Ausgangspunkt der Tapie-Affäre ist der Verkauf des Sportartikelherstellers Adidas durch seinen damaligen Besitzer Tapie im Jahr 1993. Der schillernde Geschäftsmann verkaufte Adidas für umgerechnet 316 Millionen Euro an eine Investorengruppe, an der auch die damals staatliche Bank Crédit Lyonnais beteiligt war. Schon im folgenden Jahr aber wurde Adidas weiterverkauft - für umgerechnet rund 700 Millionen Euro an den Geschäftsmann Robert Louis-Dreyfus. Tapie fühlt sich von der Bank hintergangen und um Adidas` wahren Mehrwert betrogen.
Der 2008 gefällte Schiedsspruch zugunsten Tapies wurde im Februar dieses Jahres vom Pariser Berufungsgericht wegen der Betrugsvorwürfe gekippt. Anfang Dezember verurteilte das Gericht Tapie dann dazu, die mehr als 400 Millionen Euro zurückzuzahlen.