Hitlers „Mein Kampf“ bald an deutschen Schulen?

  18 Dezember 2015    Gelesen: 544
Hitlers „Mein Kampf“ bald an deutschen Schulen?
Bald ist Hitlers „Mein Kampf“ wieder im deutschen Buchhandel erhältlich – als kommentierte Ausgabe. Sollen auch Schüler mit der Hetzschrift konfrontiert werden? Der Lehrerverband ist dafür, nennt aber Bedingungen.
BerlinDer Deutsche Lehrerverband hat gefordert, die Anfang Januar erscheinende kommentierte Neuausgabe von Adolf Hitlers Hetzschrift „Mein Kampf“ bundesweit auch im Schulunterricht einzusetzen. „Im Interesse einer Einheitlichkeit beim schulischen Umgang mit „Mein Kampf“ sollte die Kultusministerkonferenz diesbezüglich zu didaktisch-methodischen Rahmenempfehlungen finden“, sagte Verbandspräsident Josef Kraus dem Handelsblatt. Den Schulen müsse die wissenschaftlich edierte und kommentierte Ausgabe zur Verfügung stehen. „Eine professionelle Behandlung von Textauszügen im Unterricht kann ein wichtiger Beitrag zur Immunisierung Heranwachsender gegen politischen Extremismus sein.“

Kraus betonte, dass die Schulen Hitlers Propagandaschrift nicht ignorieren könnten. „Denn was für die Schulen verboten wäre – das wissen wir von den Indexlisten der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien – erfreut sich, zum Beispiel via Internet, besonderer Nachfrage. Da ist es besser, die Rezeption von „Mein Kampf“ wird durch versierte Geschichte- und Politiklehrer angeleitet.“

Fast 70 Jahre nach Hitlers Tod wird um seine Hetzschrift „Mein Kampf“ gestritten. Der Freistaat Bayern ließ eine Veröffentlichung gerichtlich verbieten und siegte vor Gericht. Der Kampf um „Mein Kampf“ ist damit nicht beendet. mehr…

In Frage käme die Behandlung von „Mein Kampf“ nur für die Oberstufe, also für Schüler ab 16 beziehungsweise 17 Jahren, sagte Krause weiter. „Es sind nur Auszüge zu behandeln, an denen nach dem Prinzip „Wehret den Anfängen“ deutlich gemacht werden kann, wohin mit einem solchen Pamphlet die Reise gehen kann.“

Der Zentralrat der Juden in Deutschland macht sich für ein Verbot der „judenverachtenden Propagandaschrift“ stark. Die Strafverfolgungsbehörden sollten mit aller Konsequenz gegen die Verbreitung und den Verkauf des Buchs vorgehen, hatte Zentralratspräsident Josef Schuster kürzlich dem Handelsblatt gesagt. Nach dem Auslaufen des Urheberrechts sei die Gefahr sehr groß, dass dieses Machwerk verstärkt in den Markt gebracht würde. Im Ausland und im Internet sei die Hetzschrift ohnehin schon lange erhältlich.

„Kenntnisse von „Mein Kampf“ sind jedoch nach wie vor wichtig, um den Nationalsozialismus und die Shoa zu erklären“, findet Schuster, „daher ist nichts dagegen einzuwenden, wenn eine wissenschaftlich kommentierte Ausgabe für Forschung und Lehre zur Verfügung steht.“


Tags:


Newsticker