Macron: "Putin ist besessen"

  23 April 2018    Gelesen: 1994
Macron: "Putin ist besessen"

Macron spricht vor seinem US-Besuch Gemeinsamkeiten und Streitthemen mit Donald Trump an. In einem Fernsehinterview äußert Frankreichs Präsident außerdem schwere Vorwürfe gegenüber Putin.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat die USA vor seinem Besuch bei Präsident Donald Trump dazu aufgerufen, nicht aus dem Atomabkommen mit dem Iran auszusteigen. Dieser Deal sei sicher nicht perfekt, es gebe aber keinen besseren, sagte Macron in einem am Sonntag ausgestrahlten Interview mit dem Sender Fox News.

"Wir haben keinen Plan B für den Iran", sagte Macron. "Meine Botschaft ist: Lasst uns den Vertrag jetzt nicht verlassen." Er wolle aber appellieren, Irans Rolle in der Region zurückzudrängen. Der Vertrag solle um das Thema ballistischer Waffen ergänzt werden.

Künftige Rolle in Syrien
Trump ist das Abkommen mit dem Iran verhasst. Am 12. Mai läuft eine Frist ab, bis zu der er erneut über dessen Fortbestehen entscheiden muss.

Macron wird am Montag (23.15 Uhr MESZ) zu einem dreitägigen Staatsbesuch in den USA erwartet. Es ist der erste Staatsbesuch in Trumps Regierungszeit.

Nach den jüngsten Luftschlägen gegen Syrien, an denen neben den USA und Großbritannien auch Frankreich beteiligt gewesen war, sagte Macron, die künftige Rolle der USA in Syrien sei absolut entscheidend. Es sei essenziell, dass die USA möglichst lange im Lande blieben. Nach einem Sieg gegen die Terrormiliz Islamischer Staat dürfe man das Land nicht anderen Mächten wie etwa dem Iran überlassen.

Sorge wegen Strafzöllen
Das Weiße Haus hatte dagegen zuletzt Trumps Position bekräftigt, die US-Truppen möglichst rasch aus Syrien abziehen zu wollen.

Vor dem Hintergrund der von den USA angedrohten Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte sagte Macron: "Ich hoffe, dass Trump diese Zölle nicht erheben wird. Man zieht nicht gegen seine Alliierten in einen Handelskrieg."

Die Europäische Union ist bis zum 1. Mai von den Strafzöllen ausgenommen. Es wird erwartet, dass dieses Thema bei Macrons Besuch in Washington ebenso zentral diskutiert werden wird wie Ende der Woche. Am Freitag trifft Kanzlerin Angela Merkel Trump im Weißen Haus.

"Spezielle Beziehung"
Zu seinem Verhältnis zu Trump sagte Macron: "Wir haben eine "special relationship", eine besondere Beziehung. Wir sind beide Außenseiter unserer Systeme, wir sind nicht Teil des politischen Systems gewesen. Und wir haben auch persönlich ein sehr enges Verhältnis."

Weiter sagte Macron über Trump: "Ich arbeite mit ihm, weil wir beide unseren Ländern dienen." Das gelte selbst dann, wenn man Differenzen habe. "Wir fußen auf einer langen Geschichte." Ausdrücklich verwies Macron auf die Verdienste der USA bei der Befreiung Europas von den Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg.

Respekt und Argwohn
Im Gegensatz dazu fordert Macron ein entschiedenes Auftreten des Westens gegenüber dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. "Er ist stark und klug, aber seien Sie nicht naiv, er ist besessen von einer Einmischung in unsere Demokratien", sagte Macron "Fox News Sunday". Deshalb sei er überzeugt, "dass wir nie schwach sein dürfen mit Präsident Putin". "Wenn man schwach ist, nutzt er das aus", sagte Macron.

Putin mische "sich überall ein, um unsere Demokratien zu schwächen", sagte Macron. Er sei sich dessen bewusst, wolle aber mit Putin zusammenarbeiten, versicherte Macron. Er kenne und respektiere Putin.

Politik der internationalen Zusammenarbeit
Mit Bezug auf die Russland-Affäre sagte Macron, dass er nicht glaube, dass die Untersuchungen von FBI-Sonderermittler Robert Mueller Trumps Schlagkraft auf der Weltbühne beeinträchtigten. Er sei auch nicht derjenige, der die Amerikaner zu belehren hat, was Fragen von Glaubwürdigkeit anbelangt, sagte Macron.

Mueller untersucht eine Beeinflussung der US-Präsidentenwahl 2016 durch Russland und die Frage, ob es eine Zusammenarbeit mit Trumps Team gab. Diese Ermittlungen gelten als zeit- und kraftraubend für das Weiße Haus.

Macron kündigte an, er werde sich bei seinem Besuch in den USA für Multilateralismus einsetzen. "Unsere Freundschaft basiert auf gemeinsamen Werten." Trump selbst hat sich an einer Wertegemeinschaft eher desinteressiert gezeigt und vertritt eine Politik des "America First".

n-tv


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