Hantieren statt taktieren: Trump und Macron nehmen sich zur Brust

  26 April 2018    Gelesen: 1320
Hantieren statt taktieren: Trump und Macron nehmen sich zur Brust

Es ist doch herrlich, wie unkonventionell Donald Trump und Emmanuel Macron miteinander umgehen. Dass der US-Präsident und sein französischer Amtskollege Busenfreunde sind, kann man wirklich nicht sagen. Umso seltsamer mutet der Körperkontakt an, wenn die Beiden sich treffen.

Dass Emmanuel Macron unbedingt zeigen will, seinem Amtskollegen aus Washington gewachsen zu sein, wurde schon im letzten Jahr beim Treffen der beiden Staatschefs in Frankreich deutlich. Macron wollte um jeden Preis vermeiden, sich von Trumps berühmtem Handschlag unterbuttern zu lassen. Ob dies gelungen ist, sei dahingestellt. Auf jeden Fall hat der Besuch in Frankreich beim US-Präsidenten einen besonderen Eindruck hinterlassen: Der Kerl sei smart und stark, sagte Trump über Macron in einem Interview mit der „New York Times“. „Aber er liebt es, meine Hand zu halten“.

Beim jetzigen Treffen der beiden Staatschefs in Washington hat diese „Kontaktdiplomatie“ jedoch alle Erwartungen übertroffen. Nicht nur, dass Trump und Macron sich immer wieder an den Händen halten und gegenseitig auf die Schulter klopfen: Häufige Umarmungen und Knietätscheln gehören auch zum Programm. Wieder springt ins Auge, wie der kleinere und jüngere Macron mit aller Kraft zeigen will, dass er Trump fast schon überlegen sei. Ein lustiger Anblick, ehrlich gesagt. Zumal Trump seinem Besuch im Gegenzug mal nur einen Finger statt der ganzen Hand hinhält, mal die Haarschuppen von dessen Schulter wischt – seinen Gast also unverhohlen demütigt.

Diese Umgangsformen dürften dem französischen Präsidenten ziemlich zusetzen, ist er doch aus dem Nichts in der großen Politik aufgetaucht (den ehemaligen Investmentbanker hatten einflussreiche Leute ins Amt gehievt, obwohl er vor vier Jahren in Frankreich noch niemandem bekannt gewesen war) und wirkt deshalb häufig unsicher. Für manchen anderen Politiker hingegen sind ein seltsames Verhalten und ungeschicktes Gebärden eine Art Markenzeichen.

Der EU-Kommissionspräsident, Jean-Claude Juncker, etwa liebt es, europäischen Regierungschefs die Wange zu kneifen oder auch mal – nachdem er ein wenig in die Flasche geschaut hat – die Glatze zu küssen. Dem drolligen Luxemburger verzeiht man solche Ausrutscher gern, amerikanischen Politikern lässt man derlei Handstreiche aber nicht durchgehen. Barack Obama zum Beispiel erhielt des Öfteren eine Abfuhr wegen seiner Vorliebe fürs Schulterklopfen – eine formal freundschaftliche, doch im Grunde joviale Geste.

Als der ehemalige US-Präsident auf dem APEC-Gipfel im November 2014 versuchte, Russland international zu isolieren, wechselte Wladimir Putin kurz vor Sitzungsbeginn ein paar Worte mit dem chinesischen Staatschef Xi Jinping und klopfte dabei schnell, wie nebenbei, dem vorbeigehenden Obama auf die Schulter. Die Verärgerung stand dem damaligen US-Präsidenten ins Gesicht geschrieben. Die berühmteste Klatsche erhielt Obama aber im März 2016 beim Besuch in der kubanischen Hauptstadt Havanna. Er setzte den Arm schon an, um Raul Castro bei einer Pressekonferenz auf die Schulter zu klopfen. Der damals 84-jährige Kubaner fing sie jedoch energisch ab und drückte sie in die Höhe, zu einer – wenn auch ungeschickten – Geste des gemeinsamen Triumphs.

Aber es gibt auch Fälle, bei denen in den Gesten der Staatschefs kein Doppelsinn zu erkennen ist – dann nämlich, wenn sie aufrichtig sind. Wie etwa im November letzten Jahres beim Besuch Baschar Assads in Moskaus. Obwohl es erst das zweite Treffen der beiden Präsidenten war, umarmte Assad Putin nach dem Handschlag. Die Geste strahlte ehrliche Verbundenheit und Verbindlichkeit aus – von Bromance keine Spur. 

sputnik.de


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