Zigarren für Holzfäller: Fidels erste Sowjet-Reise und ihre spektakulären Stationen

  28 April 2018    Gelesen: 1313
Zigarren für Holzfäller: Fidels erste Sowjet-Reise und ihre spektakulären Stationen

Vor genau 55 Jahren hat der erste Besuch von Fidel Castro in der Sowjetunion begonnen. Die Gastfreundschaft sowjetischer Menschen beeindruckte den kubanischen Revolutionsführer. Dieser wollte nicht am Protokoll festhalten und suchte immer wieder Einblicke ins alltägliche Leben.

Wie die russische Wochenzeitung „Argumenty i Fakty“ berichtet, verlief der damalige Flug aus Havanna in die Sowjetunion unter strenger Geheimhaltung, um mögliche Attentate zu vermeiden. Auch die Route war ungewöhnlich: Das Flugzeug landete nicht in Moskau, sondern im nordrussischen Murmansk.

Insgesamt dauerte jene am 27. April 1963 gestartete Sowjet-Reise 40 Tage. Fidel Castro wurde nicht nur zum ersten ausländischen Gast, der auf der Tribüne des Lenin-Mausoleums bei den Feierlichkeiten am 1. Mai stand, sondern besuchte auch zahlreiche Städte und Dörfer in verschiedenen Teilen des Landes.

„Überall wurde er mit so viel Wohlwollen und Liebe empfangen, dass er sich auch Jahre später an die wunderbare Gastfreundschaft sowjetischer Menschen erinnerte. Aber auch der Kubaner selbst verhielt sich äußerst freundlich“, schreibt die Zeitung.

Sie führt ein charakteristisches Beispiel an: Als an der sibirischen Eisenbahnstation Sima die dortigen Holzfäller erfuhren, dass der Zug mit Castro an ihnen vorbeifahren soll, versperrten sie das Gleis und sagten, sie würden nicht weggehen, bis sie Fidel mit eigenen Augen gesehen haben. Er hörte den Lärm, kam in seiner Feldbluse in den Einstiegsraum des Waggons und sprach trotz Kälte vor den Menschen. Diese überreichten ihm eine Wattejacke. Der gerührte Castro schenkte ihnen als Dank Zigarren.  

Allerdings gab es während der Reise auch ziemlich peinliche Vorfälle, denn manche sowjetische Beamte wollten, wie das Blatt weiter schreibt, die Wirklichkeit schönfärben. Als ein Vorschulmädchen dem kubanischen Revolutionär in Leningrad Blumen schenkte, versprach er, die Kleine etwas später in ihrem Kindergarten zu besuchen – und hielt ein paar Tage später sein Wort. Fidel bat die Kleine zu zeigen, wo was ist. Diese antwortete ehrlich, sie wisse es nicht, denn dies sei eigentlich nicht ihr Kindergarten und sie sei hier erst seit einem Tag. „Dolmetscher Nikolai Leonow erzählte, wie jener Vorfall Fidel empörte“, so der Zeitungsbericht.

Fidel bevorzugte es stets, über den Protokoll-Rahmen des Besuchs hinauszugehen. Einmal bereitete er seinen Leibwächtern ziemliche Kopfschmerzen, indem er beschloss, nachts durch Moskau spazieren zu gehen. Und unterwegs nach Kiew bat er dem Bericht zufolge, an einem Schweinebetrieb haltzumachen. Dort sprach er mit einer Schweinepflegerin, besuchte ihr Haus im Dorf und fragte, ob sie ihm etwas zu essen geben könnte. Dem Gast wurde einfaches Essen angeboten: Speck, Kartoffeln, gekochte Eier, eingelegte Äpfel. Fidel war zufrieden und sagte, er wolle keine trockenen Wirtschaftsberichte, sondern das Leben einfacher Menschen sehen.

sputniknews


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