Rund 30 Zentimeter hoch, aus Lindenholz, Handarbeit: So sieht das Kreuz mit Christusfigur aus, das sich Michael Pfaffenzeller gut in Behördenfoyers vorstellen kann. Etwa 20 Arbeitsstunden hat er investiert. Rund 500 Euro möchte der Holzbildhauer aus Oberammergau dafür haben.
Pfaffenzeller könnte bald viel zu tun haben. Die viel kritisierte Entscheidung des bayerischen Kabinetts, am Eingang jeder Behörde ein Kreuz anzubringen, könnte sein Geschäft ordentlich ankurbeln. "Das wäre natürlich wunderbar", sagt er.
In einem Laden für Kirchenbedarf in München brummt das Geschäft bereits. "Die ersten Nachfragen kamen schon am Dienstag", sagt Geschäftsführer Andreas Puettmann. Also noch am Tag des Beschlusses. Per Telefon und im Laden hätten seine Mitarbeiter die ersten Behördenvertreter beraten.
Nun überlege er, gezielt Anzeigen bei Google zu schalten, sagt Puettmann. Das mache er sonst nur um Weihnachten, wenn schlichte Wandkreuze gefragt seien. Andere beliebte Anlässe, an denen Kreuze besonders gut gehen, sind etwa Erstkommunionen.
"Wenn jetzt 1000 Behörden ein Kreuz brauchen, spüren wir das vielleicht", sagt Puettmann. Noch weiß in Bayern aber niemand, wie viele Gebäude überhaupt entsprechend ausgestattet werden müssen und ob beispielsweise auch in Nebengebäuden künftig ein Kreuz hängen muss. Unklar ist auch, ob wirklich alle Behörden neue Kreuze ordern oder alte herauskramen.
Kreuze seien ein Nischenprodukt, sagt Puettmann, der Kirchenbedarf aller Art vertreibt - vom Weihwasserbehälter bis zum Betstuhl. Er verkaufe vor allem Kerzen in großer Stückzahl, weil die schnell verbraucht werden. Kreuze dagegen gingen selten kaputt und würden häufig vererbt, sagt Holzbildhauer Pfaffenzeller.
Im Trend: Glaskreuze
"Ein Kreuz hat man fürs Leben", sagt auch eine Sprecherin der Messe Augsburg. Im Februar fand dort die Kirchen-Messe Gloria statt: 90 Aussteller aus zehn Ländern, 4200 Besucher. Der Markt für Kreuze sei eine Nische, sagt auch sie. "Das sind uralte Handwerksbetriebe und Künstler, die speziell im Kirchenbereich arbeiten." Sie müssten die Techniken beherrschen, wie Kreuze gefräst oder geschnitzt werden. "Da gibt es ganz deutliche Unterschiede in der Herstellung." Auch in diesem Handwerk herrsche Nachwuchsmangel.
Und Kreuz ist nicht gleich Kreuz: So gibt es spezielle Kreuze für Hochzeiten, Kommunionen, Taufen. Kreuze mit Engeln, einem Spruch, Segen, Gebet, spezielle Anfertigungen für Kinder, schlichte und Schmuckkreuze, Sterbekreuze sowie Kruzifixe - also Darstellungen des gekreuzigten Jesus - entweder zum Hinstellen und Aufhängen.
Puettmann hat 207 verschiedene Kreuze im Angebot. Kruzifixe spielten eine sehr untergeordnete Rolle. Den Hauptanteil machten Rosenkränze aus, gefolgt von Holzkreuzen. Derzeit im Trend seien Kreuze aus Glas oder Edelstahl. So eines würde Puettmann auch den Deko-Verantwortlichen in den bayerischen Landesbehörden empfehlen. Etwa 50 Euro müssten sie dafür berappen.
spiegel
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