USA lockern Blutspendeverbot für Schwule
Die Behörde beruft sich auf die "derzeitige beste wissenschaftliche Evidenz" und verweist unter anderem auf das Beispiel Australien. Dort sind nach Einführung dieser Zwölf-Monats-Regel mehr als acht Millionen Blutspenden untersucht worden; das Risiko einer HIV-Übertragung erwies sich nicht höher als in den Zeiten des Pauschalverbots.
Andere Länder haben das Blutspendeverbot für Schwule weiter gelockert. In Italien und Spanien wird eine Risikoabschätzung auf individueller Basis vorgenommen. Dazu werden beispielsweise die Zahl und Herkunft der Sexualpartner erfragt. Nach Einführung der neuen Kriterien wurden etwas mehr HIV-positive Blutspenden registriert, allerdings ist nicht sicher zu sagen, ob es einen ursächlichen Zusammenhang gibt.
In Deutschland favorisieren die Bundesärztekammer und das für Blutprodukte zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) die Zwölf-Monats-Regelung. Umgesetzt ist jedoch nichts. Und mit dem Entscheid des Europäische Gerichtshofs aus dem Sommer dieses Jahres ist die Lage noch komplizierter geworden. Das Gericht hatte den Blutspende-Bann für zulässig erklärt, sofern keine anderen Möglichkeiten bestehen, HIV- und andere Infektionen auszuschließen.
Doch eine absolute Sicherheit gibt es nicht. Zwar werden Blutspenden heute routinemäßig auf HIV getestet. Doch die Tests erkennen nur jene Infektionen zuverlässig, die - abhängig vom Virentyp und der Erregeranzahl - sieben bis 21 Tage zurückliegen. Eine sehr frische Infektion kann damit unerkannt bleiben, den Empfänger der Blutspende jedoch gefährden.
Und wie sicher ist die Angabe der potenziellen Blutspender zu ihren sexuellen Praktiken? Laut PEI schlagen die HIV-Tests jährlich bei etwa 100 Blutspendern an. Die Hälfte von ihnen sind Männer, die Sex mit Männern haben, dies aber nicht im Fragebogen angegeben haben.