Warum die britische Regierung jetzt wieder Zugstrecken verstaatlicht

  21 Mai 2018    Gelesen: 1365
Warum die britische Regierung jetzt wieder Zugstrecken verstaatlicht

Die britische Regierung muss die Zugstrecke zwischen London und Edinburgh wieder verstaatlichen - ein peinlicher Rückschlag für die konservativen Tories. Die Opposition und große Teile der Bevölkerung fühlen sich bestätigt.

 

Als Verkehrsminister Chris Grayling vor die Abgeordneten im Unterhaus des Parlaments in London tritt, sieht man ihm an, dass er seine Erklärung sehr ungern abgibt. Er liest stur von dem Blatt ab und schaut dabei kaum auf.


Kein Wunder, dass er sich unwohl fühlt: Der Konservative Grayling ist ein glühender Verfechter der freien Marktwirtschaft. Die Privatisierung des Zugverkehrs in Großbritannien verteidigt er bei jeder Gelegenheit. Doch dieses Mal Mitte der Woche muss er dazu Stellung nehmen, dass diese Privatisierung auf der wichtigen East Coast Main Line gescheitert ist. Bereits zum zweiten Mal innerhalb von zehn Jahren ist es so: Der Staat muss einschreiten. Er nimmt die wichtige Strecke, die London unter anderem mit dem schottischen Edinburgh verbindet, zurück in die öffentliche Hand.

Stagecoach und Virgin, die den Zugverkehr auf der Strecke seit 2015 gemeinsam betrieben haben, hätten "Fehler bei ihrem Angebot gemacht", sagt Grayling vor den Abgeordneten in London. "In einer erfolgreichen Bahnindustrie können Franchises gelegentlich scheitern." Da Stagecoach und Virgin ihren finanziellen Verpflichtungen nicht nachkommen könnten, werde der Vertrag zum 24. Juni hin beendet. Den Betrieb werde dann, zumindest vorübergehend, die öffentliche Hand weiterführen. Oder mit anderen Worten (die der Konservative Grayling nicht über die Lippen bringt): Der Zugverkehr auf der Strecke wird verstaatlicht.

spiegel


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