Was einen guten Mehrwegbecher ausmacht

  22 Mai 2018    Gelesen: 1262
Was einen guten Mehrwegbecher ausmacht

Immer mehr Menschen trinken ihren Kaffee unterwegs aus eigenen Mehrwegbechern. Doch wer sich und die Umwelt schonen möchte, sollte dabei auf das richtige Material achten.

Auf der Straße, in Bus und Bahn oder für den kurzen Schluck während des Ampelstopps im Auto: Der Coffee-to-go-Becher ist aus dem deutschen Alltagsbild nicht mehr wegzudenken. Immer mehr Menschen setzen dabei auf den eigenen Mehrwegbecher. Aus gutem Grund: Ein Mehrwegbecher landet nicht gleich wieder im Müll. Er schont folglich die Umwelt.

Der höhere Aufwand in der Herstellung fällt laut Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) schon nach kurzer Zeit nicht mehr ins Gewicht: "Wenn Sie ein regelmäßiger Kaffeetrinker sind, haben Sie das ganz schnell raus." Außerdem hält der Mehrwegbecher das Getränk länger warm und sieht schicker aus als das Gegenstück aus Pappe. Und er kann sogar Geld sparen, denn manche Cafés und Kaffeeketten geben Kunden, die einen eigenen Becher zum Auffüllen mitbringen, Rabatt.

Klar, dass da auch die Industrie reagiert, wie Trendanalystin Gabriela Kaiser aus Landsberg (Bayern) bemerkt: "Das Thema "to go" hat wahnsinnige Dimensionen angenommen. Auf den Konsumgütermessen gibt es mittlerweile wahre Schwemmen von entsprechenden Produkten." Aber der Vielfalt der Produkte folgt oft Verwirrung beim Konsumenten: Welches Modell und welches Material ist das beste?

Symbole

Einen ersten Überblick können Symbole auf dem Becher bieten. Das Glas-und-Gabel-Symbol etwa kennzeichnet Materialien, die für den Kontakt mit Lebensmitteln geeignet sind. Allerdings gilt dabei: "Das Symbol muss nicht zwingend auf dem Behälter selbst aufgedruckt sein, es darf auch nur auf der Umverpackung sein. Dazu gibt es keine Vorgaben", sagt Sabine Schuster-Woldan von der Verbraucherzentrale Bayern. Hinzu kommt: Wenn der Verwendungszweck eindeutig erkennbar ist, darf das Symbol auch weggelassen werden.

Ein fehlendes Symbol ist also noch kein Grund zur Sorge, so Schuster-Woldan. "Der Hersteller ist grundsätzlich verpflichtet, die Grenzwerte einzuhalten, und zwar immer dann, wenn etwas produziert wird, das mit Lebensmitteln verwendet werden soll." Besondere Aufmerksamkeit aber verdienen zusätzliche Symbole und Informationen bei den Produkten, beispielsweise Temperaturangaben. "Wenn die Verpackung einen Temperaturbereich angibt, sollte der nicht über- oder unterschritten werden", erklärt die Verbraucherschützerin. Andernfalls könnten sich gesundheitsschädliche Bestandteile aus dem Behälter lösen und in das Getränk übergehen.

Ob ein Behälter für die Mikrowelle oder für die Spülmaschine geeignet ist, kann ebenfalls durch zusätzliche Symbole gekennzeichnet werden. Alternativ sind die englischen Aufschriften "dishwasher safe" oder "microwave safe" möglich.

Material

Aus welchem Material der Becher gemacht sein sollte, kommt darauf an, wo und von wem er benutzt wird, erklärt Fischer. "Für die Baubranche kommt Porzellan nicht infrage, da ist Edelstahl das beste Material." Es ist einfach robuster. "In einem großen Verwaltungsgebäude dagegen wäre Porzellan besser." Privatkonsumenten, die ihren Becher tagsüber in der Tasche durch die Stadt tragen, empfiehlt der Experte Becher aus dem leichteren Polypropylen (PP).

Etwas Vorsicht ist bei Aluminium geboten: Das Material ist zwar sehr robust und eignet sich daher gut zum Transport. Wenn der Inhalt aber sehr heiß, auch noch fettig oder gar salzig ist, kann sich Aluminium lösen und in den Kaffee oder gegebenenfalls die Mittagssuppe geraten.

Auch Melamin ist kaum geeignet. Der Kunststoff ist zwar besonders bruchsicher und wird daher auch besonders häufig zu Kinder- oder Campinggeschirr verarbeitet. Schuster-Woldan rät jedoch zur Vorsicht: "Hier muss man wirklich aufpassen, Melamin soll man nicht in die Mikrowelle stellen. Am besten gar nicht erhitzen." Denn ab einer Temperatur von 70 Grad werden Melamin und Formaldehyd freigesetzt und gehen ins Getränk über. Sogar das Reinigen in der Spülmaschine kann somit schon bedenklich sein. Und das Einfüllen von heißem Kaffee ebenso.

Immer häufiger finden sich im Handel auch To-go-Produkte aus Bambus, die besonders umweltfreundlich scheinen. DUH-Experte Fischer aber erklärt: "Ich kann nur davon abraten. Das hört sich zunächst mal gut an, aber sehr häufig bestehen die Becher zum größten Teil aus Melamin, sind also gerade für die Abfüllung von Heißgetränken ungeeignet." Dazu seien sie nicht recycelbar. "Wenn man sie in den gelben Sack wirft, werden sie verbrannt."

Das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart analysierte im vergangenen Jahr 35 Proben von Bambusgeschirr, davon waren rund die Hälfte Coffee-to-go-Becher. Letztlich beurteilte es alle Proben als "nicht verkehrsfähig", meist weil die Hersteller den großen Kunststoffanteil nicht kenntlich machten, oder weil sogar unerwünschte Stoffe in die Nahrung übergingen.

Deckel

Ein besonderer Knackpunkt bei der Bechersuche ist der Deckel. Hier darf man nicht zu viel erwarten, sagt Tristan Jorde von der Verbraucherzentrale Hamburg: "Von den Bechern, die ich hier habe, ist kein einziger wirklich dicht." Einen gewissen Schwappschutz bieten zwar alle, aber bedenkenlos in der Tasche oder im Rucksack transportieren könne man seiner Erfahrung nach kein Modell. "Man muss den Becher de facto immer in der Hand halten."

Achten muss man vor allem auf das Material. So seien weiche Deckel, etwa aus Silikon, nicht bedenkenlos zu empfehlen. "Da ist immer auch ein Weichmacher-Problem dabei." Er rät zu Deckeln aus hartem Kunststoff. Am besten seien Modelle mit Druckmechanismus: Erst wenn ein Kopf gedrückt wird, öffnet sich der Spalt zum Trinken. So bleibt das Getränk nicht nur sicherer im Becher, sondern auch länger heiß. Aber es gilt: "Je besser der Verschluss ist, desto schwieriger ist hinterher die Reinigung, gerade bei diesen verwinkelten Kipp- oder Klappsystemen. Die sollte man regelmäßig gründlich mit Wasser und Spülmittel reinigen", rät Jorde. Für ihn ist aber letztlich das wichtigste Kriterium die Langlebigkeit: "Wenn Sie den Becher nach kurzer Zeit wieder wegwerfen müssen, ist niemandem geholfen."

Quelle: n-tv.de


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