Selbstfahrende Roboterautos: Das klingt wie Science-Fiction, sie sind aber längst in der Autofahrer-Realität angekommen. Nicht nur in den USA oder China lernen die Fahrzeuge, sich im Straßenverkehr zurechtzufinden, auch bei uns. Deutschlandweit gibt es bereits viele Kilometer, auf denen die Testfahrzeuge unterwegs sind und es kommen kurzfristig noch viele hinzu.
Bereits seit September 2015 wird auf rund 140 Kilometern der A9 in Bayern getestet. Neben hochautomatisierten Autos sind auch sogenannte Lkw-Platoons unterwegs, bei denen mehrere Laster sich an einem Führungsfahrzeug orientieren. Außerdem wird in Bayern der künftige Mobilfunkstandard 5G zur Car-to-Car-Echtzeitkommunikation erprobt. Seit diesem Jahr gibt es auf mehreren unbewirtschafteten Parkplätzen zwischen Greding und München freies WLAN für Autofahrer, die dort ihre Pause verbringen – ebenfalls ein Test.
Selbstfahrende Busse auf Sylt und in Bayern
Auch in Wuppertal sind selbstfahrende Autos auf der L418 unterwegs und im bayrischen Bad Birnbach hat die Deutsche Bahn den ersten autonomen Linienverkehrsbus auf die Straße gebracht. In den ersten sechs Monaten seit der Premiere Ende Oktober 2017 hat das Fahrzeug mehr als 4000 Kilometer autonom zurückgelegt und rund 8000 Fahrgäste befördert. Im Sommer 2018 wird der autonome Linienverkehr zusätzlich den Bahnhof mit dem Ortszentrum verbinden, außerdem wird ein zweiter Bus eingesetzt.
Am anderen Ende Deutschlands kommt ebenfalls ein selbstfahrender Bus auf die Straße: Ende des Jahres will die Sylter Verkehrsgesellschaft einen autonomen Kleinbus in ihre Flotte aufnehmen, der voraussichtlich in Keitum eingesetzt werden soll. Ein Operator ist immer an Bord, zudem wird das Tempo des Kleinbusses vorerst auf 20 bis 40 km/h limitiert.
200 Kilometer Teststrecke in Baden-Württemberg
Anfang Mai eröffnet worden ist ein insgesamt rund 200 Kilometer langes Testfeld in Baden-Württemberg: Rund um Karlsruhe, Heilbronn und Bruchsaal wird in urbanen Bereichen mit Auto-, Fahrrad- und Fußgängerverkehr, Tempo-30-Zonen, städtischen Parkhäusern, Wohngebieten, Landes- und Bundesstraßen sowie Autobahnabschnitten automatisiert gefahren. Damit Autos ebenso wie Busse, Straßenreinigung oder Zustelldienste autonom und vernetzt fahren können, wurden unter anderem hochgenaue 3D-Karten von dem Gebiet erstellt sowie Sensoren zur Echtzeiterfassung des Verkehrs und seiner Einflussfaktoren – zum Beispiel das Wetter – installiert.
Autonom in Berlin und Düsseldorf
Ab Juli geht es in Düsseldorf los: Auf rund 20 Kilometern werden auf Streckenabschnitten der Autobahnen A57 und A52, am Heerdter Dreieck, im Rheinalleetunnel, auf der Rheinkniebrücke und im Stadtteil Friedrichstadt Szenarien erprobt, in denen Autos mit Verkehrsinfrastruktur kommunizieren. Zudem wird im Vodafone-Parkhaus einem Testfahrzeug je nach Belegung ein Parkplatz zugewiesen, den das Auto selbstständig ansteuert und wo es vollautomatisiert ein- und ausparkt.
Ebenfalls ab Sommer sollen Autos in Berlin hochkomplexe Verkehrssituationen meistern – Kreisverkehre, mehrspurige Straßen, Parken auf dem Mittelstreifen: Mitten im Herzen der Bundeshauptstadt, entlang der Straße des 17. Juni, baut das Projekt Diginet-PS Infrastruktur auf, mit der die autonomen Fahrzeuge dann kommunizieren. Der erste Teil der 3,6 Kilometer langen Strecke zwischen Ernst-Reuter-Platz und Charlottenburger Tor wird im Sommer fertig, das zweite Stück voraussichtlich Ende des Jahres.
Niedersachsen bekommt die längste Strecke
In Niedersachsen entsteht derzeit das mit 280 Kilometern längste zusammenhängende Testfeld. Los geht es auf dem ersten, 68 Kilometer langen Teilstück im Spätsommer: Unter anderem fahren die Roboterautos dann über die A39 und L293, wo Masten mit Verkehrs-Erfassungstechnologie stehen, die Signale empfangen und Daten weitergeben. In der Region zwischen Hannover, Wolfsburg, Braunschweig und Salzgitter werden verschiedene Autobahnen und Bundesstraßen sowie Teile des Braunschweiger Stadtgebiets zu Teststrecken für die digitale Mobilität ausgebaut. Bis Ende 2019 sollen alle Strecken in Betrieb sein, nutzen wollen das Testfeld unter anderem Volkswagen, Continental, Siemens, der ADAC und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt.
Weitere Teststrecken sind in Vorbereitung, unter anderem im Dreiländereck zwischen Deutschland, Frankreich und Luxemburg, in Dresden oder Ingolstadt. Für alle Projekte gilt: Ganz ohne menschlichen Fahrer kommen die Roboter-Mobile nicht aus. Aus rechtlichen Gründen muss immer ein Mensch an Bord sein, der im Notfall Bremse und Lenkung übernehmen kann. Kommt es trotzdem zu einem Unfall, werden die Schäden Dritter laut dem Versicherungsverband GDV von der Kfz-Haftpflichtversicherung des Halters bezahlt.
Quelle: n-tv.de
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