Abgeordneter wirft Cambridge "soziale Apartheid" vor

  04 Juni 2018    Gelesen: 787
Abgeordneter wirft Cambridge "soziale Apartheid" vor

Weil sie zu wenig farbige Studenten zulassen, stehen britische Elite-Unis in der Kritik. Die Uni Cambridge reagiert zerknirscht - und bittet um Hilfe, weil sie das Problem alleine nicht lösen könne.

 

er Vorwurf ist hart, und er kommt vom früheren britischen Bildungsminister und heutigen Unterhausabgeordneten David Lammy: Die University of Cambridgebetreibe, ähnlich wie die University of Oxford, "soziale Apartheid", weil sie viel zu wenige farbige Studierende zulasse. Lammys Aussage stützt sich auf Zahlen, die zuvor die "Financial Times" veröffentlicht hatte.

Demnach haben einige Colleges in Cambridge zwischen 2012 und 2016 keinen einzigen farbigen Studenten akzeptiert. Von den 29 Colleges für Studienanfänger in Cambridge haben sechs nach Angaben der BBC jeweils zehn oder weniger schwarze Studenten aufgenommen. So habe es etwa im St. Edmund's-College zwar 30 entsprechende Bewerbungen, aber keine einzige Zulassung gegeben.

Forderung nach mehr Transparenz

Ähnliche Zahlen waren zuvor aus Oxford bekannt geworden: Hier hatten dem Bericht zufolge im Jahr 2015 zehn von 32 Colleges keine farbigen Studenten eingeschrieben. David Lammy fordert deshalb, dass jede Universität in Großbritannien die jährlichen Zulassungszahlen öffentlich machen müsse. Die aktuellen Zulassungsergebnisse seien im Hinblick auf die angestrebte Vielfalt von Studenten der Beleg für ein "schlimmes Versagen" der Universitäten.

Für die beiden Hochschulen, international hoch angesehen und wegen ihrer vergleichbar elitären Ausbildung auch als "Oxbridge" bezeichnet, kommt der Vorwurf zu einem schlechten Zeitpunkt. In den vergangenen Wochen hatten sie bereits wegen undurchsichtiger Finanzgeschäfte und wegen zahlreicher Fälschungsfälle Schlagzeilen gemacht. Viel lieber wäre es den Universitäten gewesen, wenn sich die Berichterstattung auf das traditionelle Ruderduell zwischen den beiden Hochschulen beschränkt hätte.

"Die Hochschulen müssen erklären, warum ein weißer Bewerber eine doppelte so hohe Chance hat, aufgenommen zu werden, wie ein schwarzer Bewerber", sagte Lammy der BBC. Die Universität Cambridge erklärte in einer ersten Reaktion, es müsse "mehr unternommen werden", um allen Studieninteressenten unabhängig von ihrer Hautfarbe die gleichen Chancen einzuräumen.

Dabei hofft die Elite-Uni auf "Unterstützung von Schulen und Eltern": Alleine werde man das Problem nicht in den Griff bekommen, teilte die Universität mit. Dem Bericht zufolge haben sich mittlerweile mehr als 100 britische Parlamentsabgeordnete der Forderung angeschlossen, dass Oxford und Cambridge verstärkt und ganz gezielt Studienbewerber aus bisher benachteiligten Gruppen anwerben sollen.

spiegel


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