„In dieser Zeit, in der viele Bürgerinnen und Bürger in Europa Orientierung suchen, sendet Seine Heiligkeit Papst Franziskus eine Botschaft der Hoffnung und der Ermutigung aus“, stellte das Karlspreisdirektorium in seiner Begründung fest. Der Papst sei eine „Stimme des Gewissens“, die mahne, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Und die daran erinnere, dass Europa verpflichtet sei, Frieden, Freiheit, Recht, Demokratie und Solidarität zu verwirklichen - aufbauend auf den Idealen seiner Gründerväter.
Franziskus – geboren im argentinischen Buenos Aires - hatte unter anderem im November 2014 eine eindringliche Rede vor dem Europaparlament gehalten. Darin plädierte er für ein gemeinsames Europa, das sich nicht um die Wirtschaft drehe, und für Solidarität mit Armen und Alten. Der Papst habe kritisch konstatiert, dass es nicht nur die Debatte um die Flüchtlinge sei, die Europa „einen Eindruck der Müdigkeit, der Alterung und der mangelnden Fruchtbarkeit vermitteln“ ließen, erklärte das Karlspreisdirektorium. Auf die daraus resultierenden Fragen gebe Franziskus selbst Antworten.
Zuletzt hatten die Verantwortlichen angekündigt, ihre Entscheidung erst im Januar zu verkünden. Dann kam nach Angaben eines Stadtsprechers allerdings schneller als erwartet ein Signal aus Rom, dass der Papst den Preis annehmen wolle. Franziskus folgt als Preisträger auf EU-Parlamentspräsident Martin Schulz, der 2015 ausgezeichnet wurde. Zu den bisherigen Preisträgern gehören der erste Bundeskanzler Konrad Adenauer (1954), der amerikanische Präsident Bill Clinton (2000) und Bundeskanzlerin Angela Merkel (2008).
Auch ein Papst wurde schon mal ausgezeichnet: Johannes Paul II. Er erhielt 2004 in Rom allerdings einen „außerordentlichen“ Karlspreis. Der reguläre ging im selben Jahr an den damaligen irischen EU-Parlamentspräsidenten Pat Cox. Franziskus wird der 58. Träger des Preises. Dieser ist nach Karl dem Großen (747/748-814) benannt, der von Aachen aus sein europaweites Reich beherrschte.
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