Super-Vulkan in Italien: Russische Forscher gestalten Nationalpark um Vesuv um

  13 Juni 2018    Gelesen: 920
Super-Vulkan in Italien: Russische Forscher gestalten Nationalpark um Vesuv um

Wissenschaftler der Sibirischen Föderalen Universität (SibFU) haben im Auftrag der Vesuvianischen Akademie für ethnohistorische Traditionen (Accademia Vesuviana di Tradizioni Etnostoriche) ein Projekt zur Entwicklung des historischen und architektonischen Parks „Nationalpark des Vesuvs“ erarbeitet.

Die Italiener haben sibirische Wissenschaftler mit dem Ziel eingeladen, dem kulturellen Erbe der Region eine andere Bedeutung zu geben, sie populärer, zugänglicher und attraktiver für die Einwohner und Touristen zu machen, hieß es in einer Pressemitteilung der SibFU. Derzeit besteht der Park aus einem Netz von Wanderwegen, die durch neun Routen mit einer Gesamtlänge von etwa 54 Kilometern verbunden sind.

Russische Wissenschaftler haben eine umfangreiche Datenbank angelegt, darunter Informationen über die Lage und Länge der Wanderwege, Flora, Landschaft und Ökosysteme des Parks sowie Informationen über die ethnohistorischen Traditionen Süditaliens. Berücksichtigt wurde auch die Erfahrung der Spezialisten von der Universität Neapel Federico II, sie erforschen den Nationalpark bezüglich grünen Bauens, vulkanischer Gefahren, Klimawandel und Tourismus. Darüber hinaus führten die Wissenschaftler eine Analyse des historischen und architektonischen Wertes von Gebäuden, der Planung und des Landschaftsbaus sowie der städtebaulichen und technischen Parameter von Gebäuden in der unmittelbaren Nähe des Vulkans durch.

„Die Errichtung von Städten in der Nähe des Vulkans ist begrenzt, es gibt keine Erholungsorte für die Bürger“, sagte die Leiterin des Projektes, Dozentin für Planung und Konzeption von Gebäuden und Immobilien des SibFU-Instituts für Bauingenieurwesen, Ljudmila Makarowa. Sie betonte, dass die Integration des Parks mit seiner urbanen Umgebung notwendig ist. Ihr zufolge sieht dies die Koordinierung des Baus des Parks mit den allgemeinen Plänen für die Entwicklung eines Netzes von kulturellen und nationalen Institutionen in der Stadt, Berücksichtigung der Einrichtungen in der Nähe von Erholungsorten und Verkehrswegen.

Das SibFU-Team schlug vor, den Raum in Zonen einzuteilen und den Vesuv in mehrere Abschnitte zu unterteilen, um die Besucherströme zu kontrollieren. Die Einteilung der Zonen sieht Erholungsorte, Orte für Durchführung von Massenveranstaltungen sowie Sportzonen vor. Die Zone für die Massenveranstaltungen umfasst ein Gelände mit Attraktionen, Felder für Festivals und Massenspiele. Der Landschaftsbau dieser Zonen berücksichtigt die hohe Anzahl der Besucher. Zudem werden Spazierwege errichtet. Ruhezonen, so die Landschaftsdesigner, zeichnen sich durch eine natürliche Landschaft aus, und die Einrichtungen für Körperkultur und Erholung sind in einem einzigen Komplex vereint und auf die öffentlichen Parkanlagen mit einem relativ gleichmäßigen Gelände verteilt. Die Fahrradwege werden dezentral angeboten.

Dem SibFU-Pressedienst zufolge umfasst das Projekt darüber hinaus Bildungs- und Lernmaßnahmen. Den Gestaltern zufolge können kleine Ausstellungspavillons mit Informationen über die Geschichte und Kultur Italiens einer Kultur- und Bildungszone zugeordnet werden oder frei auf dem Gebiet des Parks verteilt werden.

Besonderes Augenmerk wurde auf die Verkehrskomponente gelegt. Derzeit kann der Aufstieg zum Krater des Vulkans nur zu Fuß erreicht werden — die Seilbahn und der Skilift wurden während des Ausbruchs und Erdbebens Anfang des letzten Jahrhunderts zerstört. Als alternative Verkehrslösungen bietet sich das öffentliche Verkehrsmittel SkyTran (eine Art Kapsel), das mit Hilfe der an den Pfeilern befindlichen Solarmodule betrieben werden kann.

„SkyTran hat eine Reihe von Vorteilen: Erstens erfordert der Bau von Wegen für dieses Verkehrsmittel weniger Investitionen als der Bau von normalen Wegen. Und zweitens ist dies eine gute Gelegenheit, einen ungenutzten Teil der Landschaft zu nutzen und für kurze Zeit nach oben zu steigen“, sagte Ljudmila Makarowa.

Ein Teil des Projekts ist die Erforschung der Flora des Parks. Wie die Direktorin des Botanischen Gartens der SibFU, Elena Selenina, sagte, wirkt sich die Situation mit dem spontanen Bauen auf das Ökosystem des Parks aus. „Der Südhang des Vesuvs besteht aus offenen Flächen und unterschiedlich großen Populationen von Pinien, Aleppo-Kiefern und Schwarzkiefern. Der Boden- und Einstreuvorrat für Saatgut ist sehr groß, der Prozess der Waldverjüngung ist jedoch nicht betroffen“, sagte sie.

Unter den Gründen für die schlechte Verjüngung des Kiefernwaldes nannte sie unkontrolliertes Zertrampeln von Menschen, eine dicke Schicht von gefallenen Nadeln, die Besiedlung von Unkrautarten, Vogelbeerbäumen und Eichen. Kiefernwälder am Südhang des Vesuvs, die waldbildende, hydraulische, klimatische Funktionen erfüllen, erfordern Aktivitäten zur Verbesserung des Prozesses der natürlichen Regeneration, meint die Expertin. Ihrer Meinung nach sind die angemessene Nutzung und künstliche Regeneration zweckmäßig. Elena Selenina betonte auch, dass bei der Planung diese Wälder erhalten bleiben müssen. „Für die Organisation der Erholungsorte ist der Wald am nördlichen Abhang, der auf einer Höhe von 765 Metern über dem Meeresspiegel liegt, der optimalste“, fügte sie hinzu.

Wie der Pressedienst berichtet, wurde das Projekt der italienischen Seite präsentiert und von der Direktion des Nationalparks sehr gut bewertet. Seine weitere Umsetzung hängt davon ab, wie erfolgreich die Vereinbarungen zwischen den Gemeinden, auf deren Gelände der Park liegt, und den russischen Partnern verlaufen werden.

sputnik.de


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