Kinderarmut hängt oft am Job der Mutter

  27 Juni 2018    Gelesen: 890
Kinderarmut hängt oft am Job der Mutter

Die Zeiten, in denen der Mann als Alleinverdiener die Familie durchbringt, sind vorbei. Eine neue Studie zeigt: Wenn die Mutter keinen Job hat, steigt das Armutsrisiko der Kinder rapide. Besonders stark trifft das bei alleinerziehenden Müttern zu.

Ob ein Kind in Deutschland Erfahrungen mit Armut macht, hängt oft mit der beruflichen Situation der Mutter zusammen. Besonders betroffen sind Kinder, deren alleinerziehende Mütter keinen Job haben. Von diesen sind fast alle dauerhaft oder zeitweise mit Armut konfrontiert. Das ergibt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung.

Selbst bei alleinerziehenden Müttern, die Vollzeit arbeiten, muss immer noch fast jedes sechste Kind mindestens zeitweise in finanziell eingeschränkten Verhältnissen leben. Als Armut definiert die Studie, wenn Familien mit weniger als 60 Prozent des mittleren Haushaltseinkommens leben müssen. Aber auch, wenn sie staatliche Grundsicherung beziehen, wie etwa Hartz IV.

Geben Mütter Job auf, steigt Armutsrisiko


Auch in Familien mit zwei Elternteilen vergrößert sich laut der Studie das Armutsrisiko für die Kinder, wenn die Mutter über einen längeren Zeitraum keinen Job hat. Fast zwei Drittel der Kinder leben dann kurzzeitig oder dauerhaft Erfahrungen in ärmlichen Verhältnissen. Festgestellt wurde auch: Sobald Mütter ihren Beruf aufgeben, steigt das Armutsrisiko für Kinder deutlich an.

Haben Mütter in sogenannten Paarfamilien jedoch zumindest einen Minijob, geht die Gefahr, dass ihre Kinder Armut zu spüren bekommen, gegen Null. Das gleiche gilt selbstverständlich, wenn Mütter in Teilzeit oder sogar Vollzeit arbeiten.

Für Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung, sind diese Zahlen alarmierend: "Kinderarmut hängt maßgeblich an der Erwerbstätigkeit von Frauen." Daher müsse Müttern muss es erleichtert werden, arbeiten zu gehen. "Gleichzeitig brauchen Kinder gemeinsame Zeit und Betreuung, so dass nicht in jeder Familiensituation eine umfängliche Erwerbstätigkeit für Mütter möglich ist."

Wegen Armut weniger Freunde

Gleichzeitig betont die Bertelsmann Stiftung, dass Armut sich nicht nur mit materiellen Entbehrungen, sondern auch mit Einschränkungen in der sozialen und kulturellen Teilhabe einhergehe. So seien Kinder aus armen Familien seltener in Vereinen aktiv und fühlten sich weniger zugehörig zur Gesellschaft. "Schon früh erhalten Kinder in Armutslagen das Gefühl, ausgeschlossen zu sein und am gesellschaftlichen Leben weniger teilhaben zu können als abgesicherte Kinder in ihrem Umfeld", so Dräger.

Kinder armer Familien sind zudem weniger stark vernetzt. Sie geben seltener als ihre besser gestellten Altersgenossen an, viele enge Freunde zu haben. Für Dräger hat dies auch mit den leeren Geldbeuteln der Eltern zu tun: "Wer aus finanziellen Gründen seine Freunde nicht nach Hause einladen kann oder kein Geld für gemeinsame Hobbies hat, dem fällt es schwerer, dabei zu sein und Freundschaften zu knüpfen."

Für die Erhebung wurden für 3180 Kinder Informationen über einen Zeitraum von fünf Jahren ausgewertet. Die Studie ist Teil des Projektes "Lebensumstände von Kindern im unteren Einkommensbereich" des IAB im Auftrag der Bertelsmann Stiftung.

Quelle: n-tv.de


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