Polizisten in Deutschland haben im vergangenen Jahr bei Einsätzen 14 Menschen erschossen. Wie aus einer Erhebung der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster hervorgeht, wurden zudem 39 Menschen verletzt. Seit einigen Jahren steigen die Zahlen kontinuierlich auf geringem Niveau. "Die zunehmende Zahl von Angriffen auf Polizeibeamte, zum Beispiel mit Messern, kann zu dem Anstieg der Polizeischüsse beigetragen haben", sagte der Bundesvorsitzende Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt.
Angesichts von rund 300.000 Beschäftigten bei der Polizei im Bund und in den Ländern ist der Schusswaffengebrauch in Deutschland eher die große Ausnahme. Wendt verwies zudem auf starke Schwankungen im Laufe der Jahre. "Man sollte sich nun genau anschauen, welche konkreten Situationen zum Einsatz der Dienstwaffe geführt haben."
Der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Oliver Malchow, sagte, wenn jemand auf kurzer Distanz mit einem Messer bedroht werde, befinde er sich immer in einer lebensbedrohlichen Situation. "Ein Stich, der das Herz treffen kann, ist nur eine rasche Bewegung. Solche Situationen haben nach meinem Eindruck stark zugenommen. Genaueres soll eine Erhebung zeigen, die wir zu Messerangriffen gefordert haben."
Die GdP weise immer wieder auf die seit Jahren steigende Gewalt gegen Polizeibeamte hin: "Wenn solche Übergriffe auf Einsatzkräfte insgesamt derart zunehmen, dann ist doch klar, das auch die Zahl der lebensbedrohlichen Angriffe größer wird." DPolG-Chef Wendt plädiert dafür, Elektroschock-Geräte als Ergänzung für den Streifendienst zuzulassen. "Mit ihnen ließe sich sicherlich der Einsatz der Schusswaffe in dem einen oder anderen Fall umgehen."
"Für Polizisten eine persönliche Tragödie"
Die Fallzahlen sind recht klein, steigen aber seit einigen Jahren stetig. Im Jahr 2016 waren es elf Tote und 28 Verletzte durch Polizeischüsse, 2015 starben zehn Menschen, weitere 22 wurden verletzt. 2014 waren es sieben Tote und 30 Verletzte und im Jahr 2013 acht Tote und 20 Verletzte, wie aus Statistiken hervorgeht.
Laut Statistik schossen Polizisten im vergangenen Jahr insgesamt 75 Mal auf Menschen - rechnerisch gesehen also alle fünf Tage einmal. 13 der 14 Todesfälle gehen der Polizeihochschule zufolge auf Notwehr oder Nothilfe zurück. Letzteres bezeichnet Fälle, bei denen Polizisten anderen Menschen in Lebensgefahr helfen mussten. In einem Fall sei Fluchtvereitelung der Grund gewesen.
Der GdP-Vorsitzende Malchow betonte: "Auf einen Menschen zu schießen und ihn dabei eventuell zu töten, ist für jeden Polizisten und für jede Polizistin eine persönliche Tragödie, die das Leben verändern kann - auch wenn der Schusswaffengebrauch gerechtfertigt war. Alle Beamtinnen und Beamten sind froh, wenn sie ihre Waffe ihr Leben lang nur auf dem Schießstand benutzen müssen."
Zudem stellte der Gewerkschaftsvertreter heraus: "Unsere Beamtinnen und Beamten sind weder schießwütig noch nervös. Sie kommen täglich in Situationen, in denen sie die Waffe aus Notwehr ziehen dürften und sie tun es nicht, auch wenn sie damit ihre eigene Gesundheit oder ihr Leben riskieren." In den allermeisten Fällen schossen Polizisten, um gefährliche, kranke oder verletzte Tiere zu töten. Die Polizeihochschule in Münster zählte im vergangenen Jahr 13.400 Fälle dieser Art. Im Jahr 2016 waren es 12.656.
Quelle: n-tv.de
Tags: