Geben Trumps Zölle Tesla den Rest?

  04 Juli 2018    Gelesen: 1228
Geben Trumps Zölle Tesla den Rest?

Gerade sieht es so aus, als ob Elon Musk die Produktionspannen bei Tesla endlich in den Griff bekommt. Doch nun droht dem Elektroauto-Pionier eine neue Gefahr: der Handelskrieg mit China, den Donald Trump losgetreten hat.

 

Eigentlich schien es für Elon Musk und Tesla wieder besser zu laufen. Nach Analystenschelte in bester Trump-Manier, einem Jobkahlschlag und der Flucht führender Köpfe will der Elektroauto-Hersteller die monatelangen Probleme bei der Massenfertigung seines "Model 3" in den Griff bekommen haben. 5000 Exemplare des Mittelklasse-Wagens sollen in der letzten Juni-Woche vom Band gelaufen sein. Auch wenn Musk damit nun wahrscheinlich zum ersten Mal sein selbstgestecktes Produktionsziel erreicht hat, bleiben viele Investoren skeptisch.

Goldman Sachs rät zum Verkauf der Aktie und hat sein Kursziel deutlich herabgestuft. Denn trotz der ermutigenden Nachrichten aus den Produktionshallen in Kalifornien wachsen die Zweifel an der Nachfrage nach den E-Flitzern. Die Analysten von Goldman stören sich vor allem daran, dass die Auslieferungen und Bestellungen nachlassen. Und Ende der Woche kommt wahrscheinlich noch ein weiteres Problem hinzu: Donald Trumps Handelskrieg mit China.  

China ist für Tesla inzwischen der zweitgrößte Markt nach den USA. Etwa 17.000 Autos hat Elon Musks Konzern dort 2017 verkauft. Das entspricht rund einem Fünftel des Umsatzes. Und eigentlich konnte sich Tesla dort wie alle anderen Autohersteller auch erst Anfang der Woche über eine unerwartete Verkaufsförderung aus Peking freuen: Die Chinesen haben nach jahrzehntelangem Druck aus Brüssel und Washington ihre Autozölle zum 1. Juli auf 15 Prozent gesenkt.

Doch für Tesla und andere US-Autobauer währt die Freude wohl nur kurz: Am Freitag will Donald Trump er­nst machen und Schutzzölle auf chinesische Waren im Wert von 34 Milliarden Dollar in Kraft setzen. Zur Vergeltung will China Gegenzölle von 25 Prozent auf Autoimporte aus den USA verhängen. Damit gerät einer von Teslas wichtigsten Umsatzbringern in Gefahr.

Tesla hat im Handelskrieg nur schlechte Optionen

Denn Musks Konzern kann Pekings Zoll-Hammer kaum ausweichen. Der einfachste Weg wäre, einfach die Preise in China um 25 Prozent zu erhöhen und zu hoffen, dass es die Kunden nicht juckt. Denn Teslas Autos sind schließlich Luxus-Karossen: Die günstigste Version des Model S kostet bereits jetzt in China rund 120.000 Dollar, die teuerste Variante rund 200.000 Dollar. Macht es da überhaupt einen Unterschied, ob die Preise noch einmal um ein Viertel steigen? Alles hängt davon an, wie die Kunden reagieren. Auch betuchte Käufer zahlen sicher nicht gerne mehr, ohne mehr zu bekommen.

Für Tesla hätte Trump seinen Handelskrieg mit China jedenfalls nicht zu einem schlechteren Zeitpunkt anzetteln können: Der Abschwung in China reißt den Brokern und anderen Neureichen, die dort Teslas kaufen, ohnehin schon immer größere Löcher ins Portemonnaie. An den Börsen purzeln die Kurse, der Yuan wertet ab. Die Händler von Luxus-Karossen müssen deshalb schon jetzt die Preise erhöhen. Kommt nun auch noch der Vergeltungszoll obendrauf, läuft Tesla Gefahr, erheblich an Umsatz einzubüßen, wenn Kundschaft zur Konkurrenz von Porsche oder Mercedes abwandert, die dann in derselben Preisklasse liegt.

Statt die Preise anzuheben, könnte Tesla die Zollverluste natürlich auch selbst schlucken oder nur teilweise an seine Kunden in China weitergeben. Dann hätte Tesla schlimmstenfalls 25 Prozent weniger Gewinn aus dem China-Geschäft in der Kasse. Für den Konzern, der 2017 ein Minus von über zwei Milliarden Dollar eingefahren und in seiner fünfzehnjährigen Firmengeschichte noch nicht ein einziges Mal Gewinn geschrieben hat, dürfte das ebenfalls kaum eine Option sein. Schon jetzt verbrennt Tesla 390.000 Dollar pro Stunde.

Die dritte Möglichkeit wäre natürlich, die Produktion aus den USA zu verlagern. Diesen Weg dürften andere Hersteller gehen, die von Chinas Vergeltungszöllen noch schwerer getroffen werden als Tesla: BMW und Daimler. 70 Prozent der Autos, die BMW in seinem Werk in Spartanburg in South Carolina produziert, exportiert der Münchner Autoriese wieder aus den USA - ein Viertel der Ausfuhren geht ins Reich der Mitte.

Rettung aus Holland kommt so schnell nicht

Doch BMW und Daimler haben wie andere US-Hersteller etwas, das Tesla bislang fehlt: chinesische Werke, in die sie ihre Fertigung notfalls verlegen können. Auf der Hauptversammlung im Juni hat Musk zwar angekündigt, bald auch eine Gigafactory in Schanghai bauen zu wollen. Doch bis Freitag wird Musk sie nicht aus dem Boden stampfen. An der einzigen Gigafactory in Nevada, die bereits steht, werkelt Tesla schon seit 2014. Bisher ist sie gerade mal auf ein Drittel ihrer geplanten Größe ausgebaut. Und die Fertigstellung wird laut Musk noch mindestens vier Jahre dauern. Ein Mega-Werk in China wird es also so schnell nicht geben.

Eine vierte Alternative wäre daher, die Fertigung für China nach Europa zu verschieben. Denn dort hat Tesla bereits seit 2015 im niederländischen Tilburg eine Fabrik. Auch von hier könnten die Elektroflitzer nach China verschifft werden. Und statt 40 Prozent wie bei der Einfuhr aus den USA würden dann beim Import aus der EU ins Reich der Mitte wie bisher nur 15 Prozent Zoll fällig.

Das Problem daran ist, dass die Fabrik in Tilburg aber bislang keine echte Produktionsstätte ist: Die Arbeiter montieren dort lediglich Autos fertig, die Tesla im kalifonischen Fremont produziert und dann per Container nach Europa verschifft hat. Und nach den monatelangen Produktionspannen ist es zudem mehr als fraglich, ob Tesla dort seine Produktion schnell erhöhen könnte, wenn es schon bei der Serienfertigung im Stammwerk solche Probleme gibt.

Langfristig will sich Tesla auch in Europa mit einer Gigafabrik niederlassen. Das Saarland hat sich bereits als Standort beworben. Doch kurzfristig bleibt sie wie das Werk in China reine Zukunftsmusik. Egal wie Tesla also auf Chinas Vergeltungszölle reagiert: Die Anpassung an Donald Trumps Handelskrieg wird dauern. Zeit ist neben Geld aber die Ressource, die Elon Musks Konzern immer weniger hat. Inzwischen steht Tesla mit fast 80 Prozent seines Vermögens in der Kreide. Die Aktionäre müssen womöglich schon bald frisches Geld nachschießen. Durch Teslas Zoll-Problem tickt die Uhr bald noch lauter.

Quelle: n-tv.de


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