Der Opa des Jungen ist einer von vielen, die sich nicht von ihrem D-Mark-Bargeld trennen können. Zwar hat die D-Mark schon seit der Euro-Bargeldeinführung vor fast 14 Jahren als Zahlungsmittel ausgedient, doch die Deutschen horten noch immer Scheine und Münzen im Wert von mehreren Milliarden Euro. Bei einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov gab mehr als jeder Zweite (54 Prozent) an, noch Münzen oder Scheine der alten Währung zu Hause zu haben.
Größere Mengen im Ausland
Nach Zahlen der Bundesbank waren Ende November noch rund 168 Millionen D-Mark-Scheine und gut 24 Milliarden D-Mark-Münzen im Umlauf. Vor allem bei den Geldstücken scheint den Menschen eine Trennung schwer zu fallen: Bezogen auf den Wert des D-Mark-Bargelds zur Euro-Bargeldumstellung Ende 2001 befanden sich im November 2015 nur noch rund vier Prozent der Banknoten im Umlauf - dagegen wurden 54 Prozent der Münzen bis heute nicht umgetauscht. Die Bundesbank betont dennoch: "Die Zahlen zeigen, dass eine große Menge an D-Mark bereits zurückgeflossen ist."
Allerdings hat das nach wie vor nicht zurückgegebene Bargeld einen durchaus beachtlichen Gesamtwert von 12,9 Milliarden D-Mark oder umgerechnet 6,6 Milliarden Euro. Über die Gründe kann die Bundesbank nur Vermutungen anstellen. So seien wohl größere Mengen im Ausland: "Die D-Mark fand vor allem im damaligen Jugoslawien sowie seinen Nachfolgestaaten und in anderen Teilen Osteuropas zum Teil als Zweitwährung Verwendung und wurde weltweit als Transaktions- und Wertaufbewahrungsmittel genutzt."
Nach früheren Angaben des Bankenverbands werden bei den Geldstücken vor allem Fünf- und Zehnmark-(Gedenk)-Münzen nicht umgetauscht: "Davon dürfte ein beachtlicher Teil nicht mehr existieren, da es sich in den vergangenen Jahren aufgrund des hohen Silberpreises lohnte, diese Münzen einzuschmelzen, soweit sie aus Silber bestehen." Ein erheblicher Teil befinde sich auch in Schatullen von Sammlern.
Vergessen, verloren
Die Bundesbank vermutet vor allem Gedenkmünzen in Sammlerhänden. Für Sammlerleidenschaft oder Nostalgie spricht auch, dass bei den Banknoten insbesondere die kleinen Stückelungen noch im Umlauf sind: Gut 17 Prozent der Zehn-Mark-Scheine und mehr als die Hälfte der Fünfer (51 Prozent). Für Geldstücke gilt: Insbesondere bei Münzen im Wert von zehn Pfennig und weniger dürften einige Besitzer wegen des geringen Wertes auch einfach zu träge sein, das Geld umzutauschen. Zum Teil sei das Geld wohl auch verloren worden, vermutet die Bundesbank. Und einige Menschen hätten wohl schlicht vergessen, dass sie noch irgendwo D-Mark versteckt haben.
Immer wieder tauchen längst vergessene D-Mark-Noten per Zufall auf. So konnte sich ein älteres Ehepaar nicht über die "sichere" Verwahrung der Scheine verständigen. Daher habe das Paar die eine Hälfte im Keller, die andere auf dem Dachboden versteckt. Mit schlechtem Ausgang, wie die Bundesbank berichtet: "Während die eine Hälfte im Keller durch Feuchtigkeit beschädigt wurde, trug die andere Hälfte deutliche Spuren von Mäusefraß."
Umtausch problemlos
Der Umtausch von D-Mark-Banknoten und -Münzen in Euro ist bei allen Filialen der Deutschen Bundesbank möglich - gebührenfrei, unbefristet und ohne Limit beim Betrag. Die Bundesbank wechselt das alte Geld in Ausnahmefällen auch postalisch - der Versand geschieht allerdings auf Risiko des Kunden.
Von Januar bis November 2015 wurde vom Umtausch-Angebot gut 176.000 Mal Gebrauch gemacht - etwa 760 Mal pro Geschäftstag. Dabei wurden Scheine und Münzen im Wert von 98,7 Millionen D-Mark (50,5 Millionen Euro) aus dem Verkehr gezogen - pro Geschäft gingen bei der Bundesbank im Schnitt etwa 560 D-Mark ein.
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