Tödliche Attacke auf Polizist: „Gewalt gegen Staat ist hemmungslos geworden“

  25 Dezember 2015    Gelesen: 511
Tödliche Attacke auf Polizist: „Gewalt gegen Staat ist hemmungslos geworden“
Nach der tödlichen Attacke auf Polizisten am Bahnhof Herborn schlägt die Polizeigewerkschaft Alarm. Ihr Vorsitzender spricht im FOCUS Online-Gespräch von hemmungsloser Gewalt gegen Staatsbedienstete und von einer „grausamen und bedrückenden“ Tat.
„Die Gewalt gegen die Repräsentanten des Staates ist hemmungslos geworden“, sagte der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft(DPOLG) Rainer Wendt zu FOCUS Online. Nicht nur die Polizei, auch die Beschäftigten von Gerichten oder von Jobcentern seien in „Besorgnis erregendem“ Maße Attacken ausgesetzt.

Bei dem Einsatz am Bahnhof von Herborn am Morgen des Heiligabend war ein 46 Jahre alter Polizist getötet worden. Ein weiterer Beamter sowie der mutmaßliche Täter wurden schwer verletzt.

Wendt zeigte sich bestürzt über den Angriff. „Einsätze über die Feiertage sind nichts Besonderes für die Kollegen. Es ist aber besonders grausam und bedrückend, dass ein Kollege an Heiligabend nach einem solchen Einsatz nicht zu seiner Familie zurückkehrt ist.“

Kontrolle in Regionalexpress am Bahnhof Herborn
Die Beamten waren in Herborn dem Zugbegleiter eines Regionalexpress zu Hilfe gekommen. Dieser wollte den 27-Jährigen kontrollieren. Als die Polizisten den im Bahnhof stehenden Zug betreten wollten, griff sie der Täter an. Bei der Attacke erlitt der 46-jährige Polizist tödliche Stichverletzungen. Im Zuge dieser Auseinandersetzung benutzte einer der Beamten seine Schusswaffe.

Mittlerweile wurden auch die Bilder einer Überwachungskamera ausgewertet. Diese zeigten, dass der verletzte Polizist nicht geschossen habe, sagte Staatsanwalt Mies im Gespräch mit FOCUS Online. Weitere Personen seien nicht in die Auseinandersetzung involviert gewesen. Dies lässt darauf schließen, dass der später verstorbene Beamte den Mann angeschossen hat.

Wendt: "Kaum eine Chance als Polizist"

„So eine Attacke lässt sich nur sehr schwer verhindern“, sagte Wendt. „In der Enge eines Zugabteils kann man sich taktisch nur sehr schwer absichern. Und wenn man dann noch auf jemanden trifft, der zu allem bereit ist, hat man kaum eine Chance als Polizist.“

Einen besseren Schutz der Polizeibeamten ließe sich nur mit noch besserer Ausrüstung und mehr Trainingsmaßnahmen erreichen, sagte Wendt. „Wir verlangen von der Politik, dass die Kollegen in die Lage versetzt werden, alle paar Wochen an Trainings teilzunehmen. Aber die Personalsituation lässt das nicht zu. Es fehlen tausende Polizeibeamte, deshalb sind die vorhandenen Kollegen ständig im Einsatz.“

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