Mehrheit hält Seehofer für "Störenfried"

  15 Juli 2018    Gelesen: 1085
Mehrheit hält Seehofer für "Störenfried"

Die Opposition keilt, die SPD empört sich - und mittlerweile wächst auch unionsintern die Kritik an Horst Seehofer und seiner Asylpolitik. Noch deutlicher ist allerdings das Urteil der Wähler: Eine Mehrheit von 62 Prozent hält den Innenminister laut Umfrage nicht mehr für tragbar.

Vernichtendes Urteil für Horst Seehofer: Nach seinen Alleingängen in der Flüchtlingspolitik hält eine Mehrheit von 62 Prozent der Bundesbürger den Innenminister nicht mehr für tragbar - ebenso viele empfinden ihn laut einer aktuellen Forsa-Umfrage als "Störenfried". Nur noch 27 Prozent finden, der CSU-Chef sei ein aufrechter Politiker. Selbst in Bayern sprechen sich demnach 55 Prozent der Befragten für einen Rücktritt Seehofers aus. Unter CSU-Anhängern ist diese Ansicht sogar noch verbreiteter: 56 Prozent von ihnen meinen, Bayerns einstiger Landeschef sei als Innenminister nicht mehr tragbar und solle besser zurücktreten.

Breiten Rückhalt erfährt der Innenminister hingegen vonseiten der AfD-Wähler: Von ihnen halten noch 84 Prozent Seehofer für einen aufrechten Politiker. Als Innenminister behalten wollen ihn sogar 90 Prozent der AfD-Anhänger. Im Ranking der bundesweit beliebtesten Politiker hilft Seehofer seine Popularität am rechten Rand jedoch wenig: Seit April hat er elf Punkte auf der Beliebtheitsskala eingebüßt - und ist mit nur noch 31 Punkten nunmehr das Schlusslicht unter den Vertretern der etablierten demokratischen Parteien. Lediglich die beiden AfD-Vorsitzenden Alice Weidel und Alexander Gauland werden noch schlechter bewertet (15 und 13 Punkte).

Mit 54 Punkten weiterhin am beliebtesten ist laut Forsa Kanzlerin Angela Merkel, dicht gefolgt von Grünen-Chef Robert Habeck (52 Punkte) und Vizekanzler Olaf Scholz (51 Punkte). Der Großen Koalition hilft das allerdings nur bedingt. Obwohl die Unionsparteien ihren Asylstreit offiziell beigelegt haben, können sie ihre Umfragewerte laut dem aktuellen RTL/n-tv Trendbarometer im Vergleich zur Vorwoche nur um einen Punkt auf 31 Prozent verbessern. Die SPD stagniert - wie schon in den Vorwochen - bei mageren 17 Prozent. Die Liberalen verlieren wieder einen Punkt und kommen nur noch auf neun Prozent. Die Grünen bleiben stabil bei 13 Prozent, die Linke bei neun und die AfD bei 16 Prozent.

Absturz auch in Bayern
Das Umfragetief verdankt die Union hauptsächlich den schlechten Werten der CSU, die bezogen auf die gesamte Republik nur noch auf fünf Prozent der Wählerstimmen kommt. Zum Vergleich: Bei der Bundestagswahl im vergangenen September waren es immerhin noch 6,2 Prozent. Noch deutlicher zeigt sich der Absturz mit Fokus auf den Freistaat Bayern: Dort würden derzeit nur noch etwas mehr als ein Viertel aller Wahlberechtigten (26,5 Prozent) den Christsozialen ihre Stimme geben. Im Vergleich zur Bundestagswahl 2002 ist das ein Rückgang um knapp 21 Prozent.

Bei der Landtagswahl im Freistaat am 14. Oktober könnte es also eng werden für die CSU. Beunruhigen dürfte das die Parteispitze umso mehr, weil Ministerpräsident Markus Söder auch bei den Bayern in Sachen Beliebtheit neun Punkte eingebüßt hat - bundesweit sind es sogar zehn Punkte weniger.

In der Kanzlerfrage sind die Bundesbürger weiterhin recht eindeutig: Würde Angela Merkel gegen SPD-Chefin Andrea Nahles antreten, entfiele fast die Hälfte der Stimmen (48 Prozent) auf die amtierende Kanzlerin. Nur zwölf Prozent würden sich für Nahles entscheiden (minus zwei Prozent). Wäre Olaf Scholz Kanzlerkandidat der SPD, würden sich für ihn immerhin 21 Prozent der Wähler entscheiden. Die größte politische Kompetenz schreiben die Wähler nach wie vor der Union zu. Dass die Sozialdemokraten die besten Antworten auf die Probleme im Land haben, denken hingegen nur sieben Prozent der Befragten.

n-tv


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