900.000 nahmen wohl verunreinigte Medizin

  22 Juli 2018    Gelesen: 1648
900.000 nahmen wohl verunreinigte Medizin

Viele Menschen in Deutschland haben laut einem Zeitungsbericht allein 2017 das mit einem potenziell krebserregenden Stoff gestreckte Medikament Valsartan eingenommen. Unklar ist, welche Langzeitfolgen das haben könnte. Was sollten Betroffene jetzt tun?

Bis zu 900.000 Patienten bundesweit könnten einem Zeitungsbericht zufolge allein im Vorjahr Blutdruckmittel eingenommen haben, die mit einer potenziell krebserregenden Substanz verunreinigt waren. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen hervor, die dem Berliner "Tagesspiegel" vorlag. Bei den betroffenen Blutdrucksenkern handele es sich um Medikamente mit dem Wirkstoff Valsartan. Anfang Juli hatten Aufsichtsbehörden in Europa einen Vertriebsstopp und vorsorglichen Rückruf für viele dieser Präparate angeordnet.

2017 seien zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung etwa neun Millionen Packungen Valsartan-haltiger Arzneimittel verordnet worden, teilte die Parlamentarische Staatssekretärin im Gesundheitsministerium, Sabine Weiss, laut "Tagesspiegel" mit. "Da rund 40 Prozent der Chargen von dem Rückruf betroffen sind, könnten auf Grundlage der oben genannten Verordnungszahlen zirka 900.000 Patientinnen und Patienten betroffen sein." Allerdings bestehe nach Einschätzung der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) "kein akutes Gesundheitsrisiko".

Die Grünen im Bundestag kritisierten indes den Umgang der Behörden mit dem Thema: Die Aussage der EMA beruhige wenig, sagte die Pharmaexpertin der Fraktion, Kordula Schulz-Asche, der Zeitung. Schließlich seien die Medikamente bereits seit sechs Jahren verunreinigt, und die Risiken einer langfristigen Einnahme könnten bislang nicht abgeschätzt werden.

Der Bremer Pharmakologe Gerd Glaeske forderte "ein intensiveres Netz von Kontrollen". Um Qualitätsmängeln vorzubeugen, müsse der Gesetzgeber von den Generika-Vertreibern verlässliche Produktprüfungen verlangen. Krankenkassen könnten bei ihren Ausschreibungen jederzeit Kontrollnachweise und Zertifikate für Nachahmerprodukte zur Bedingung machen.

Nach dem Valsartan-Rückruf hatten die Behörden Mitte Juli eine Umstellung auf unbedenkliche Arzneimittel empfohlen. Betroffene sollten mit ihrem Arzt oder Apotheker Rücksprache halten, welche Mittel von dem Rückruf betroffen sind, so das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte in Bonn. Gegebenenfalls könnten sie dann auf ein anderes Valsartan-haltiges Medikament umgestellt werden. Auf keinen Fall aber sollten die Arzneimittel einfach so ohne Rücksprache mit dem Arzt abgesetzt werden.

Quelle: n-tv.de 


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