Autogramm Lexus RX 450h L

  23 Juli 2018    Gelesen: 1310
Autogramm Lexus RX 450h L

Der Hybrid-SUV Lexus RX 450h fristet hierzulande ein Nischendasein. Daran dürfte auch eine neue, um elf Zentimeter gestreckte Variante kaum etwas ändern. Immerhin ist der Wagen der erste Lexus-Siebensitzer hierzulande.

 

Der erste Eindruck: Ein Auto mit eigenwilliger Seitengrafik. Der Lexus RX 450h L sieht ein bisschen so aus, als hätte man dem Designer die Skizze entrissen, ehe die Tusche richtig trocken war - so spitz laufen die Fenster nach hinten zu.

Das sagt der Hersteller: Wegen der großen Nachfrage verlängert - nach der Lesart von Lexus trifft das zu. Die japanische Marke rühmt das SUV-Modell RX als eines der ersten noblen Modelle dieses Typs und verkaufte das Auto in den letzten 20 Jahren vor allem in den USA extrem gut. Entsprechend genau folgen die Japaner den Anregungen ihrer wichtigsten Kunden und erfüllen mit dem RX L jetzt deren Wunsch nach mehr Platz. Und jetzt, da das Auto ohnehin fertig ist, könne man es ja auch Hierzulande anbieten, argumentieren die Lexus-Manager in der Europa-Zentrale in Brüssel. Zumal der verlängerte RX der erste Siebensitzer in der hiesigen Modellpalette ist und so die Zielgruppe erweitern soll: Mit deutlich mehr Platzangebot sowie praktischen Details könnte der RX L vor allem für anspruchsvolle Familien interessant sein.

Das ist uns aufgefallen: Wie unterschiedlich die Wahrnehmung sein kann. Von außen wirkt der um elf Zentimeter verlängerte RX L fast eine Klasse größer und damit näher am Mercedes GLS oder Land Rover Discovery als an einem BMW X5oder Mercedes GLE. Und wenn man vom Fahrersitz aus in den Rückspiegel schaut, bekommt man eine Art Tunnelblick, so weit erstreckt sich der Innenraum nach hinten. Doch wer auf den neuen Sitzen in der dritten Reihe Platz nimmt, sieht das ein bisschen anders. Denn nicht nur der Zustieg ist mühsam, erst müssen die Passagiere durch die klein geratene Fondtür und vorbei an der Lehne der Rücksitzbank. Entspannter wird es beim Sitzen nicht, denn Bein- und Kopffreiheit sind sehr bescheiden. Zu allem Übel gibt es in der dritten Reihe nur kleine Fenster, sodass man sich in einer engen, dunklen Höhle wähnt. Wer größer ist als 1,30 Meter, der will so schnell wie möglich runter von dieser Strafbank.

Aber es sind ja nicht nur die beiden Notsitze, die den Wagen ausmachen. Sind diese erst einmal per Elektromechanik weggeklappt, profitiert der Fahrer vom Längenwachstum des Fahrzeugs. Das Gepäckabteil fasst bei fünfsitziger Konfiguration 591 Liter, als Zweisitzer bietet der RX L sogar 1656 Liter Stauvolumen. Es gibt sogar ein nützliches Fach im Wagenboden, in dem die Kofferraumabdeckung verstaut werden kann.

Zudem lassen sich die beiden Hälfte der Rückbank in zweiter Reihe um etwa 20 Zentimeter in Längsrichtung verschieben. Obendrein kann die Lehnenneigung variiert werden, womit man in diesem Auto besser sitzt als in jedem anderen Lexus.

Während die Passagiere je nach Sitzreihe also einen deutlichen Unterschied spüren, ändert sich für den Fahrer nichts. Der Radstand des RX L ist identisch mit dem des RX, das Mehrgewicht zu vernachlässigen mit dem Ergebnis: Der eine fährt sich wie der andere. Dafür aber ganz anders als die Konkurrenz: Während insbesondere deutsche Modelle wie Mercedes GLE oder BMW X5 so stolz auf ihre Dynamik sind, gibt sich der Lexus RX bewusst gelassen. Man darf deshalb von der 313-PS-Leistung des Hybridantriebs nicht zu viel erwarten. Mit einem Spitzentempo von 180 km/h beispielsweise fährt der Lexus RX in diesem Segment nur hinterher. Aber das tut er so ruhig, unaufgeregt und entspannt, dass man gar nicht schneller fahren möchte.

Allerdings stechen etwa die Deutschen Nobel-SUVs das japanische Modell nicht nur in der Sport- sondern auch in der Sparwertung aus. Ja, die 5,9 Liter Normverbrauch des Lexus RX L sind nicht schlecht, zumal man diesem Wert in der Praxis durchaus nahe kommen kann. Doch auf die Plug-in-Offensive der deutschen Hersteller hat Lexus keine Antwort: Während einige deutsche Modelle dutzende Kilometer weit rein elektrisch fahren können, und dabei sogar Autobahntempo erreichen, geht dem RX mit dem konventionellen Hybridantrieb schon nach wenigen hundert Metern der Saft aus. Noch ehe der Tacho Tempo 50 zeigt, schaltet sich der Verbrenner zu.

Das muss man wissen: Lexus hat mit dem Verkauf des RX L begonnen. Um elf Zentimeter gestreckt, kostet das Auto ab 67.000 Euro und ist damit gut 8000 Euro teurer als der normale RX. Allerdings reklamiert Lexus für den Lulatsch auch eine bessere Ausstattung, weshalb der reale Preisaufschlag bei etwa 3500 Euro liege, wie der Hersteller betont.

Den Antrieb übernimmt in jedem Fall ein 3,5 Liter großer V6-Benziner mit 262 PS Leistung, dem je nach Fahrsituation zwei Elektromotoren zugeschaltet werden. Einer wirkt mit 167 PS auf die Vorder-, der andere mit 68 PS auf die Hinterachse. Dazu gibt's einen Pufferspeicher mit Nickel-Metall-Hydrid-Zellen und eine stufenlose Automatik, die nach der letzten Überarbeitung glücklicherweise kaum noch nervt.

Das werden wir nicht vergessen: Den elektrischen Mechanismus zum Ein- und Ausklappen der Sitze in der dritten Reihe. Dieser steht nur exemplarisch für die Sorgfalt, mit der die Ingenieure den Rückraum gestaltet haben. Zwar ist der Sitzkomfort ganz hinten eher bescheiden, doch haben die Entwickler versucht, das Optimum für die Passagiere herauszuholen. Wo sonst gibt es für die hintersten Passagiere eine separate Klimaanlage und eigene Getränkehalter?

Fahrzeugschein
Hersteller: Lexus
Typ: RX 450h L
Karosserie: SUV
Motor: V6-Benzindirekteinspritzer mit zwei E-Maschinen
Getriebe: stufenlose Automatik
Antrieb: Allrad
Hubraum: 3.456 ccm
Leistung: 262 PS (193 kW)
Leistung (E-Motor): 167 PS (123 kW)
Drehmoment: 335 Nm
Drehmoment (E-Motor): 335 Nm
Von 0 auf 100: 8,0 s
Höchstgeschw.: 180 km/h
Verbrauch (ECE): 5,9 Liter
Kofferraum: 176 Liter
umgebaut: 1.656 Liter
Gewicht: 2.205 kg
Maße: 5000 / 1895 / 1700
Preis: 67.000 EUR

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