Mit der erneuten Entsendung ihres Schiffes "Aquarius" ins Mittelmeer wollen die Hilfsorganisationen SOS Méditerranée und Ärzte ohne Grenzen der Abschottung der EU gegen Flüchtlinge etwas entgegensetzen. "Mit starker Unterstützung durch die europäische Öffentlichkeit" steuere die "Aquarius" aus dem südfranzösischen Marseille "als eines der letzten verbliebenen humanitären Rettungsschiffe" Richtung libysche Küste, teilte SOS Méditerranée in Berlin mit.
"Obwohl sich die Bedingungen für eine Seenotrettung im Mittelmeer in den letzten zwei Monaten radikal verändert haben, gibt es keine Alternative zur Rettung von Menschen in Seenot", erklärte die Hilfsorganisation. Die "Aquarius" habe sich den neuen und "ungewissen Bedingungen in der Rettungszone strategisch und technisch angepasst".
Dazu zähle ein neues Schnellboot. Außerdem seien größere Nahrungsmittelvorräte an Bord, um für erneute Verzögerungen beim Anlaufen eines Hafens gerüstet zu sein. Für den Fall, dass Todesopfer geborgen werden, wurde eine Kühlkammer eingerichtet.
"Die humanitäre Tragödie auf See, das Versagen der EU, spielt sich vor unseren Augen ab", kritisierte die Geschäftsführerin von SOS Méditerranée Deutschland, Verena Papke. Seit Jahresbeginn seien bereits mehr als 1100 Menschen im zentralen Mittelmeer gestorben. "Über 700 davon starben allein seit Juni, dem Monat, in dem zivile Rettungsschiffe davon abgehalten wurden, Menschen in internationalen Gewässern vor der libyschen Küste zu retten", hob Papke hervor.
Zahl der Flüchtlinge auf Null zurückfahren
Anfang Juni hatten Malta und Italien die "Aquarius" mit 630 Flüchtlingen an Bord zurückgewiesen. Die Odyssee des Rettungsschiffs endete erst nach einer Woche im spanischen Hafen Valencia. Seit dem 29. Juni befand sich die "Aquarius" zu einem ursprünglich nur für wenige Tage geplanten Wartungsstopp im Hafen von Marseille. SOS Méditerranée hat seit 2016 zusammen mit Ärzte ohne Grenzen mit der "Aquarius" nach eigenen Angaben mehr als 29.300 Flüchtlinge aus Seenot gerettet.
Die Staats- und Regierungschefs der EU hatten bei ihrem Gipfel Ende Juni eine Reihe von Beschlüssen zu einer Verschärfung der Migrationspolitik gefasst. Die neue rechts-populistische Regierung in Italien, früher Hauptankunftsland von Bootsflüchtlingen, will die Zahl der ankommenden Flüchtlinge auf Null zurückfahren.
Im Juni entschied der italienische Innenminister Matteo Salvini, der der fremdenfeindlichen Partei Lega vorsteht, dass Schiffe von Hilfsorganisationen mit Flüchtlingen an Bord nicht mehr in italienischen Häfen anlegen dürfen. Auch Malta verweigerte wiederholt die Einfahrt von Schiffen mit geretteten Bootsflüchtlingen.
Quelle: n-tv.de
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