Sie stellten "ein nicht unerhebliches Gefährdungspotenzial" dar: Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat vor Kindern gewarnt, die in Deutschland in islamistischen Familien aufwachsen. Es gebe Anzeichen für eine "schnellere, frühere und wahrscheinlichere Radikalisierung von Minderjährigen und jungen Erwachsenen".
Das berichten die Zeitungen der Funke-Mediengruppe unter Berufung auf eine neue Analyse der Behörde. Im Dezember hatte Verfassungsschutz-Präsident Hans-Georg Maaßen bereits vor heimkehrenden Frauen und Kindern von Kämpfern der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) gewarnt, die von ihren Männern und Vätern in Syrien oder im Irak zurück nach Deutschland geschickt werden.
In der Verfassungsschutz-Analyse heißt es dem Bericht zufolge, Gefahren gingen auch von Familien in Deutschland aus, die nicht in Kampfgebiete gereist seien. Der Verfassungsschutz geht demnach von einer niedrigen dreistelligen Zahl islamistischer Familien mit mehreren Hundert Kindern aus. Maaßen sagte den Funke-Zeitungen, die fortwährende dschihadistische Sozialisation von Kindern sei "besorgniserregend und deshalb auch für den Verfassungsschutz eine Herausforderung".
Laut Bundeskriminalamt sind seit 2012 mehr als 960 Männer und Frauen aus Deutschland aufgebrochen, um für den IS und andere Terrorgruppen in Syrien und im Irak zu kämpfen. Ein Drittel ist bereits wieder zurück in Deutschland, 150 sollen im Kampf gestorben sein.
In Nordrhein-Westfalen wird erwogen, nach dem Vorbild Bayerns die Altersgrenze von 14 Jahren für die Überwachung durch den Verfassungsschutz fallenzulassen. Landesinnenminister Herbert Reul (CDU) sagte Funke, bei entsprechend geprägten Kindern liege die Hemmschwelle zur Gewalt niedriger. "Die Behörden brauchen daher Instrumente, um auch traumatisierte und gewaltbereite Rückkehrer unter 14 Jahren in den Blick nehmen zu können."
Quelle : spiegel.de
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