DIW-Chef sieht IWF als letzten Rettungsanker

  14 Auqust 2018    Gelesen: 906
DIW-Chef sieht IWF als letzten Rettungsanker

Wie kann die türkische Lira wieder stabilisiert werden? Laut DIW-Chef Fratzscher muss der IWF ins Spiel gebracht werden. Der Fonds habe verbindliche Regeln, deshalb müsste sich Präsident Erdogan zurücknehmen. Fratzscher warnt vor einer "gigantischen Pleitewelle".

Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, hat ein Einschreiten des Internationalen Währungsfonds (IWF) als Lösung für die Krise der türkischen Lira ins Spiel gebracht. "Der Internationale Währungsfonds ist der letzte Rettungsanker für Ankara", sagte Fratzscher der "Passauer Neuen Presse": "Wenn das Land Notkredite braucht - und darauf deutet vieles hin -, bleibt Erdogan keine andere Wahl, als den IWF um Hilfe zu bitten."

Ein Rettungsprogramm des IWF wäre nach Ansicht des DIW-Chefs zugleich eine große Chance, denn der Fonds habe verbindliche Regeln und könnte konkrete Bedingungen stellen. "Erdogan müsste sich deutlich zurücknehmen, viele seiner falschen Entscheidungen müssten revidiert werden", erwartet der Ökonom. Der IWF hätte "den Hebel, den türkischen Präsidenten in die Schranken zu weisen und damit wieder für wirtschaftliche aber auch mehr politische Stabilität zu sorgen".

Unmittelbare Wirtschaftsrisiken für Europa sah Fratzscher durch den Währungsverfall in der Türkei nicht. "Es gibt keine akute Ansteckungsgefahr." Er warnte aber vor möglichen politischen Folgen. Ankara werde damit drohen, den Flüchtlingsdeal platzen zu lassen und seine Grenzen für Migranten zu öffnen. Scharfe Kritik übte Fratzscher an Erdogans Regierungsstil. "Er zerstört Institutionen, will der Zentralbank die Zinspolitik vorschreiben und macht seinen Schwiegersohn zum Finanzminister", kritisiert der Ökonom und warnte vor einer möglichen "gigantischen Pleitewelle".

BDI warnt vor türkischer Rezession

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) betonte unterdessen, die jüngsten finanzpolitischen Entwicklungen in der Türkei seien Ausdruck einer Vertrauenskrise. Die türkische Wirtschaft leide unter der schwachen Währung, hoher Inflation und zunehmender Auslandsverschuldung. "Wenn die Finanzstabilität nicht wieder hergestellt wird, droht eine Rezession", erklärte BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang in einer Mitteilung.

Nur ein stabiles politisches Umfeld ermögliche es, das Vertrauen ausländischer Investoren zu gewinnen und das vorhandene Potenzial der türkischen Wirtschaft auszuschöpfen. Dazu gehörten eine Zentralbank, die unabhängig agieren könne, forderte Lang, sowie Rechtsstaatlichkeit, Presse- und Meinungsfreiheit.

Quelle: n-tv.de


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