Samsungs Luxus-Smartphone im Test

  15 Auqust 2018    Gelesen: 1141
Samsungs Luxus-Smartphone im Test

Ein hervorragender Bildschirm, bis zu 512 Gigabyte Speicher, ein Plastikstift als Fernbedienung: Beim neuen Note 9 hat Samsung viel bei sich selbst abgeguckt. Der Preis erinnert hingegen eher an die Konkurrenz.

 

Vor ein paar Jahren hätte man ein Smartphone wie das neue Galaxy Note 9 noch als riesig bezeichnet. Aber die Perspektive hat sich verschoben. Mit einer Bildschirmdiagonale von 6,4 Zoll ist das Note 9 nur einen Hauch größer als etwa ein Google Pixel 2 XL oder ein Galaxy Note 8. Mit einem Preis von bis zu 1249 Euro ist es allerdings auch erheblich teurer als diese beiden Geräte. Lohnt sich die Investition?

Auf den ersten Blick ganz sicher, denn der gilt dem Bildschirm. Und der ist schlicht und einfach hervorragend. Mit 2960 x 1440 Pixeln ist seine Auflösung so hoch, dass mit bestem Willen keine einzelnen Bildpunkte mehr erkennbar sind. Wenn das Bildmaterial es hergibt, wie etwa bei manchen Netflix-Filmen, brilliert er mit einem sehr großen Kontrastumfang und kräftigen, aber nicht übertrieben wirkenden Farben.

Und auch Leistung bietet das Note 9 mehr als genug. In seinem Achtkernprozessor schuften vier Rechenkerne mit bis zu 2,7 Gigahertz (GHz), die übrigen vier mit sparsameren 1,7 GHz. In Testprogrammen wie etwa Geekbench 4 reicht es damit nicht bis an den Spitzenplatz, das iPhone X liegt bei diesen Messungen noch deutlich vor dem Note 9. An Apples A11 Bionic-Prozessor kommt derzeit kein anderer Smartphone-Chip vorbei.

Dafür ist die Ausdauer beachtlich. Beim Abspielen eines Full-HD-Films in Dauerschleife ging dem Note 9 erst nach mehr als 15 Stunden die Puste aus. In der Praxis und bei durchschnittlicher Nutzung reichte das für knapp zwei Tage.

In einer anderen Disziplin legt Samsung mit dem Note 9 die Messlatte deutlich höher: Während das Basismodell mit - in den meisten Fällen ausreichenden - 128 Gigabyte (GB) Speicher bestückt ist, kann man es auch mit 512 GB bestellen. Da es außerdem einen entsprechenden Steckplatz hat, lässt es sich mit den derzeit verfügbaren Speicherkarten um weitere 512 GB auf bis zu ein Terabyte aufrüsten. Fürs Image mag das gut sein und für Samsung ein gutes Argument in der Werbung. Sinnvoll nutzen kann so viel Speicher im Smartphone im Moment wohl niemand.

Freiheit für den Stift

Das sieht bei dem für Smartphones der Note-Serie typischen Stift anders aus. Bei früheren Versionen waren dessen Möglichkeiten noch auf das offensichtliche beschränkt: Zeichnen, Malen, Schreiben und ein paar Extras, etwa Screenshots machen. All das ging aus technischen Gründen nur direkt auf dem Bildschirm und war im Grunde auch nur interessant, wenn man gerne handschriftliche Notizen macht oder zeichnet.

Der Stift des Note 9 bietet nun eine Funktionalität mehr: In ihm stecken ein winziges Bluetooth-Modul und ein kleiner Kondensator (so etwas Ähnliches wie ein Akku), die ihn in Grenzen unabhängig vom Bildschirm machen. Allzu viel lässt sich damit noch nicht anfangen, aber immerhin lassen sich ein paar Funktionen von einigen Apps jetzt mit dem Stift fernsteuern. So kann man damit beispielsweise die Kamera auslösen, eine Powerpoint-Präsentation oder eine Bildershow steuern.

Beim Test verlor der Stift dabei aber gelegentlich die Verbindung zum Handy und musste zum Verbinden wieder ins Gehäuse eingeschoben werden. Die Möglichkeiten sind dadurch begrenzt, dass man nur eine Taste auf dem Stift nutzen kann, indem man sie wahlweise einmal oder zweimal drückt, um etwa ein Bild vor- oder zurück zu gehen.

Bekannte Kameras mit einigen Besonderheiten

Viel mehr Möglichkeiten bieten die Kameras. Selfies macht man mit einer 8-Megapixel-Kamera, die dank Blende F1,7 auch bei wenig Licht gut funktioniert. Alles andere als sich selbst fotografiert man mit dem Kameradoppel auf der Rückseite. Denn dort stecken dieselben 12-Megapixel-Kameras wie im Galaxy S9+, die einige sinnvolle Besonderheiten aufweisen.

So verfügt die Weitwinkelkamera über eine variable Blende. Bei Tageslicht und hellem Kunstlicht wird diese mechanisch auf F2,4 verengt, bei wenig Licht auf F1,5 geöffnet. So können bei viel Licht viele Details eingefangen werden und scharfe, kontrastreiche Bilder entstehen. Am Abend gelingen einem trotzdem noch gute Aufnahmen, so lange sich das Motiv nicht zu schnell bewegt.

Die zweite Kamera im Rücken des Note 9 hat dagegen eine feste Blende von F2,4, ist dafür mit Teleobjektiv und zweifacher Vergrößerung bestückt. Genau wie beim S9+ sollte man bei Dunkelheit deshalb lieber auf die Zoomfunktion verzichten, weil das Weitwinkelobjektiv dann eine deutlich höhere Bildqualität liefert.

Der einzige Unterschied der Kameras gegenüber dem Galaxy S9+ sind ein paar Erweiterungen der Kamerasoftware. So soll die App beispielsweise warnen, wenn das Objektiv verschmiert ist und darauf hinweisen, wenn jemand auf einem Porträtfoto blinzelt. Beides haben wir im Test erlebt.

Desweiteren bewirbt Samsung eine als Szenenoptimierung bezeichnete Funktion, die Motive erkennen und die Kamera entsprechend einstellen soll. Im Test hat das oft funktioniert, aber nicht immer. Die Unterschiede zu Aufnahmen ohne diese Funktion waren nicht immer deutlich, insgesamt waren die optimierten Fotos aber besser.

Das Galaxy Note 9 wirkt wie aus dem Smartphone-Baukasten: Ein bisschen Galaxy Note 8, ein paar Teile aus dem Galaxy S9+, ein verbesserter Stift und ein wenig neue Kamerasoftware, fertig. Herausgekommen ist Samsungs bisher bestes - leider auch teuerstes - Smartphone. Die Basisversion kostet 999 Euro, das Modell mit 512 GB 1249 Euro. Solche Preise hat man bisher nur Apple zugetraut.

Als Gegenwert bekommt man hervorragende Kameras, einen sehr guten Bildschirm, sehr gute Akkulaufzeit, potenziell gewaltigen Speicher und eben einen Stift. Wer den nicht braucht, sollte lieber zum Galaxy S9+ greifen, dessen Straßenpreis mittlerweile auf unter 700 Euro gesunken ist. Ein ähnlicher Preisverfall ist auch beim Note 9 zu erwarten.

spiegel


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